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Erstaunliche Schnelligkeit-betr.: "Irrfahrt im Urbanhafen", taz vom 2.8.89

Betr.: „Irrfahrt im Urbanhafen“, taz vom 2.8.89

Liebe Verfasserin!

Etwas mehr Biß hätte ich von einer taz-Journalistin schon erwartet. Offensichtlich gefällt Dir das Restaurant-Schiff, das jetzt im Urban-Hafen liegt. Kümmerst Du Dich deshalb nicht um die Hintergründe? Warum fragst Du nicht, ob die Argumente, mit denen die Bewohner des Fränkelufers das Schiff zum Ablegen gezwungen haben, nicht vielleicht auch auf die gegenüberliegende Seite des Urbanhafens zutreffen?

In diesem einen Fall hat sich die Senatspolitik nämlich leider nicht geändert: Nicht Argumente zählen, sondern irgendeine Entscheidung wird durchgesetzt, da, wo am wenigsten Widerstand erwartet wird. In erstaunlicher Schnelligkeit wurden hier Kanalisation, Strom- und Wasserleitungen gelegt; und ehe sich die Anwohner recht umsahen, schaukelte das Schiff über den Kanal, legte an und eröffnete sogleich.

Widerstand wird wohl erst entstehen, wenn die Familien mit Kindern aus dem Urlaub zurückkommen, die ringsherum wohnen. An warmen Tagen sitzen und liegen die Menschen dicht gedrängt auf dem Rasen am Urbanhafen. Es ist nicht einzusehen, warum auf einer der verdammt wenigen „geschützten Grünflächen“ Kreuzbergs nun noch mehr Menschen, möglicherweise auch noch aus Zehlendorf und Steglitz, gezogen werden sollen. Immerhin handelt es sich auch noch um die Erholungsfläche des Urbankrankenhauses. Außerdem tut es einfach weh, wenn ein Stück des Rasens zugepflastert wird, für einen viel zu breit geratenen Zugang zum Schiff. (...)

Dorothea Simon-Zeiske und Christian Zeiske, 1/61

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