Arafats Kongreß in Tunis beendet

■ Personaldebatten führten zu dreitägiger Verspätung / Revolutionsrat vergrößert Drei Palästinenser in den besetzten Gebieten von israelischen Soldaten und Siedlern getötet

Tunis/Jerusalem (afp/dpa) - Was lange währt, wird endlich gut: Nach achttägigen Beratungen ging am Donnerstag der fünfte Kongreß der Fatah, der stärksten Gruppierung innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), zu Ende. Mittwoch nacht hatten die 1.213 Delegierten den Revolutionsrat gewählt, eine Zwischeninstanz zwischen Kongreß und dem Zentralkomitee. Die Mitgliederzahl dieses bisher aus 50 Personen bestehenden Gremiums wurde mehr als verdoppelt. Zu den 50 gewählten Mitgliedern kommen 58 qua Amt beziehungsweise Designierung dazu, nämlich die 21 Mitglieder des ZK, die 25 Mitglieder des Obersten Militärrats und zwölf weitere Persönlichkeiten. Der Kongreß, der eigentlich schon am Montag zu Ende gehen sollte, war wegen der langen Personaldebatten mehrfach verlängert worden. Der letzte Fatah-Kongreß liegt bereits neun Jahren zurück. Politische Veränderungen in der Region, allen voran der Aufstand in den besetzten Gebieten, und die Ermordung führender Fatah-Politiker hatten seine Einberufung notwendig gemacht. Inhaltlich hatte sich PLO-Chef Arafat mit seinem gemäßigten Kurs durchgesetzt.

In der Westbank und dem Gaza-Streifen kamen am Mittwoch wieder drei Palästinenser durch Schüsse israelischer Soldaten und Siedler ums Leben. Nach palästinensischen Angaben starb am Vormittag ein sechseinhalbjähriger Junge, als ihn bei Protestaktionen im Flüchtlingslager Schatti im Gaza-Streifen eine Kugel in die Brust traf. Bei seiner Beerdigung am Nachmittag kam es zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen Trauernden und Militärs. Dabei töteten Soldaten den 23jährigen Syad Mohammed Banat mit einem Schuß in den Bauch. In Hebron im Süden der Westbank erschossen israelische Siedler den 20jährigen Nidal Misk, nachdem er zuvor einen Bus mit Steinen beworfen hatte. Palästinensischen Berichten zufolge feuerte der Siedler auf den jungen Mann und ließ ihn anschließend schwer verletzt am Straßenrand liegen, wo er verblutete.