: Contra-Führer bereiten ihren Abgang vor
■ Neun Militärführer der nicaraguanischen Contra suchen in den Vereinigten Staaten um politisches Asyl nach / „Demoralisierende Wirkung“ auf die Truppe eingeräumt / Das Hauptquartier in Miami schließt seine Pforten / Überfall vom Wochenende fordert acht Tote
Miami/Managua - (afp) Der „Stabschef“ der nicaraguanischen Contras hat zwei Tage nach der von den mittelamerikanischen Staatschefs beschlossenen Auflösung der konterrevolutionären Verbände zusammen mit acht anderen Militärführern in den USA politisches Asyl beantragt. Dies wurde von den Einwanderungsbehörden in Miami bestätigt. Israel Galeano alias „Comandante Franklin“ gestand am Mittwoch ein, daß der Asylantrag von den rund 11.000 Contra-Soldaten in Honduras so kurz nach der Entscheidung der fünf Staatschefs „mißverstanden“ werden könnte. Am Mittwoch stellte auch das Hauptquartier der Contras in Miami seine Funktion nach acht Jahren ein, nachdem die USA den Geldhahn abgedreht haben.
„Comandante Franklin“ begründete den Asylantrag mit der Notwendigkeit, „auf internationaler Ebene zu mobilisieren“. Dafür bräuchten er und seine Kollegen Reisedokumente. Auch der politische Berater der sogenannten Contra-Südfront, Francisco „Johnny“ Delgadillo, räumte ein, daß sich der Entschluß der neun Militärführer „demoralisierend auf die Truppe auswirken könnte“, wenn es als Rückzug vom Kampf angesehen werde. Dies sei aber nicht so, betonte Delgadillo. „Wir wollen weiter Rebellen bleiben.“
Ein Sprecher des Contra-Dachverbandes RN in Washington erklärte unterdessen, daß die Truppen ihre Waffen nur an die im Februar zu wählende neue Regierung abgeben würden. Die Contras würden weiterhin für die „Freiheit in Nicaragua“ kämpfen, sagte der Sprecher. Er beklagte die mangelnde politische und finanzielle Unterstützung der USA. Nachdem die Contras gezwungen waren, ihre Büros in Costa Rica und Guatemala aufzulösen, schloß am Mittwoch auch das Hauptquartier in Miami seine Pforten. Washington hatte seit Anfang August die Gelder für die Erhaltung des Büros um die Hälfe gekürzt und will sie Ende August ganz streichen.
Wie die sandinistischen Streitkräfte unterdessen mitteilten, wurden bei Angriffen von Contras auf Militärpatrouillen im Landesinneren von Nicaragua acht Gegner getötet; vier Soldaten und ein Zivilist seien verletzt worden. Die Angriffe, die von der Armee als offener Bruch des seit März 1988 geltenden Waffenstillstandes bezeichnet wurden, ereigneten sich den Angaben zufolge am vergangenen Wochenende, während die mittelamerikanischen Staatschefs im honduranischen Tela über eine Auflösung der Contra-Verbände in Honduras verhandelten.
Der von den fünf Präsidenten unterzeichnete Vertrag habe die „Unterstützung“ der EG-Staaten, hieß es in einer am Donnerstag in Paris veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der Gemeinschaft.
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