: Gewissenlose Menschen
■ Aus einem Betriebsflugblatt, September 1961
Während wir alle unsere Kräfte für die Erfüllung der staatlichen Aufgaben im Volkswirtschaftsplan und damit für die Erhaltung des Friedens einsetzen, versuchten einige gewissenlose Menschen unseres Betriebes, uns in den Rücken zu fallen.
Doch es ist ihnen nicht gelungen, und es wird niemandem gelingen. Solche Schmarotzer an unserer guten Sache waren das Ehepaar Schudy. Noch in letzter Minute verließen sie unsere Republik und verrieten die Sache der Arbeiterklasse...
Auch Fritz Sengespeck hat unser Vertrauen schändlich mißbraucht. Ihm gaben wir die Möglichkeit, sich als Brigadier zu entwickeln. Damit hatte auch er eine Vertrauensstellung im Dederon-Betrieb und mit Lohngruppe V einen guten Verdienst. Er führte mit seiner Familie ein sorgenfreies Leben.
Und doch hetzte er gegen unseren Staat.
Er hatte sein Ohr ständig am RIAS.
Er verbreitete schlimme Lügenmeldungen.
Er verleumdete unseren Genossen Walter Ulbricht.
Er unterstützte die Kriegspolitik des westdeutschen Adenauer-Staates.
Er verriet die Arbeiterklasse.
Darum packten Arbeiterhände zu, zogen ihn zur Verantwortung. Sengespeck hat nun vier Monate Zeit darüber nachzudenken, wo es hinführt, wenn man sich vor den Karren des Klassenfeindes spannt. Wir Arbeiter und Angehörigen der Intelligenz des Dederon-Betriebes gehen am 17.September ohne Planschulden zur (Kommunal-)Wahl und rufen die Belegschaft unseres Werkes auf, mit aller Konsequenz um die Lösung der Aufgaben des Volkswirtschaftsplanes und die Erfüllung aller Verpflichtungen zu ringen.
Das ist unsere Antwort auf Schudys und Sengespecks. Mit diesen haben wir nichts gemein.
Die Belegschaft des Dederon-Betriebes
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