Atomstromer Veba als Energiesparhelfer

Veba-Chef Bennigsen-Foerder lockt nach Schleswig-Holstein nun auch Berlin und Niedersachsen mit Millionenkrediten / Berliner Senat begrüßt Kreditvorschlag als „wichtigen Schritt“ / Veba bestreitet unlautere Motive für den Millionen-Deal: Alles „ganz unideologisch“  ■  Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Der Vorstandsvorsitzende des größten Atomstromproduzenten der Republik, Veba-Chef Rudolf von Bennigsen-Foerder, will nach dem sozialdemokratischen Schleswig-Holstein nun auch dem rot-grünen Berlin bei seinen Stromsparbemühungen unter die Arme greifen. Dazu sollen die öffentlichen Gebäude mit Hilfe von Millionenkrediten der regionalen Stromversorger - PreussenElektra in Schleswig -Holstein, Bewag in Berlin - mit stromsparenden Energiesparleuchten ausgestattet und die Straßenbeleuchtung energetisch optimiert werden. Die Kredite sollen über eingesparte Stromkosten zurückgezahlt werden.

Als „nicht ganz zutreffend“ bezeichnete allerdings Veba -Sprecher Heinrich Wilckens Meldungen vom Wochenende, wonach Bennigsen, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Bewag ist, dem Regierenden Berliner Bürgermeister einen 100-Millionen -Mark-Kredit der Veba offeriert habe. Zwar habe Bennigsen gegenüber Walter Momper ein Vorgehen nach dem „Modell Schleswig-Holstein“ angeregt, von 100 Millionen sei jedoch niemals die Rede gewesen. Außerdem habe die Veba in Berlin keine Forderungen zu stellen, weil der Konzern an der Bewag nur mit zehn Prozent beteiligt sei. Es sei also Sache der Bewag, mit dem Berliner Senat über das zu verhandeln, was Bennigsen lediglich „angedacht“ habe.

Das Verhältnis zwischen Senat und der mehrheitlich landeseigenen Bewag ist derzeit insbesondere wegen der geplanten (Atom-)Stromlieferungen der Veba-Tochter Preussen Elektra durch die DDR an die Bewag belastet. Senatsvertreter hatten die Bewag mehrfach zu verstärkten Stromsparbemühungen aufgefordert. Senatssprecher Kolhoff bestätigte inzwischen den Vorschlag Bennigsens und begrüßte ihn als „ersten und wichtigen Schritt“.

In Schleswig-Holstein hatten Ministerpräsident Engholm, Veba-Chef Bennigsen und der PreussenElektra-Vorsitzende Krämer schon im April einen „100-Millionen-Mark -Energiesparvertrag“ unterzeichnet und „trotz der unterschiedlichen energiepolitischen Grundvorstellungen“ ihren „guten Willen zur Zusammenarbeit“ bekräftigt. Bennigsens Offerte war als schlitzohriger Schachzug in Verdacht geraten, der gerade die Unmöglichkeit wirksamer Energiesparmaßnahmen demonstrieren sollte.

Veba-Sprecher Wilckens weist dies weit von sich. Man wolle „ganz unideologisch“ wissen, wie wirksam Energiesparmaßnahmen in der Realität sein könnten. Neben den atomkritischen Ländern Schleswig-Holstein und Berlin habe auch das CDU-regierte Niedersachsen ein Kreditangebot erhalten.