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Massive US-Truppenmanöver in Panama

■ Helikopter kreisten über Panama-Stadt und setzten Marines über der Botschaft und der Residenz des Botschafters ab / Panama „aus Höflichkeit“ eine Stunde vorher informiert / Manöverzweck: US-Rechte „durchsetzen“ / Bush schließt Entführung Noriegas nicht aus

Panama (afp) - Die US-Truppen in Panama haben ihre Manöver mit einem spektakulären Helikopter-Einsatz über der Hauptstadt des mittelamerikanischen Landes fortgesetzt. Vor den Augen erstaunter und beunruhigter Passanten kreisten am Dienstag mehrere Armee-Hubschrauber über der Stadt. Über dem Gelände der US-Botschaft ließ ein Helikopter 22 bewaffnete Marines an Seilen herab.

Die US-Soldaten, die nach Angaben von Sprechern die Verteidigung der Botschaft übten, bezogen im Garten des Geländes Stellung. Eine andere Gruppe wurde auf dem Gelände der knapp einen Kilometer entfernten Residenz von Botschafter Arthur Davis heruntergelassen. Über dem Geschäftsviertel der panamaischen Hauptstadt kreisten unterdessen mehrere Hubschrauber vom Typ Black Hawk.

Panamas Opposition forderte die Vereinigten Staaten am Dienstag auf, die Souveränität des Landes zu respektieren. US-Präsident George Bush schloß eine mögliche Entfühung von Armeechef Manuel Antonio Noriega nicht aus.

Nach Angaben des Sprechers der US-Vertretung, Terence Kneenobe, diente das Manöver „Cold Duck“ am Dienstag dazu, die Rechte der Amerikaner unter dem Panamakanal-Vertrag von 1977 zu „bekräftigen und durchzusetzen“. Die panamaischen Behörden seien über die Manöver in ihrer Hauptstadt „aus Höflichkeit“ eine halbe Stunde vorher informiert worden. Die 13.000 Mann in Panama würden ihre Manöveraktivitäten fortsetzen, um ihre Einsatzbereitschaft aufrechtzuerhalten und das Leben der Amerikaner in Panama zu schützen, kündigte der Sprecher an.

Im Gegensatz zu Übungen in der vergangenen Woche, bei denen die beiden Streitkräfte kurzfristig am Rande eines bewaffneten Konflikts standen, wurden während des Manövers am Dienstag keine Zwischenfälle gemeldet.

In Washington wollte US-Präsident George Bush am Dienstag eine Entführung von Armeechef Noriega, der in den USA wegen Drogenschmuggels verurteilt wurde, nicht ausschließen. „Ich habe die Pflicht, Leute vor Gericht zu bringen“, sagte Bush. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an die Entführung des Libanesen Fawaz Junis durch den US-Geheimdienst. Junis wurde in die Staaten gebracht, wo er sich wegen dem Hijacking einer jordanischen Maschine im Jahre 1985 vor Gericht verantworten muß.

Das panamaische Oppositionsbündnis ADOC zeigte sich über die wachsenden Spannungen zwischen den Streitkräften der USA und Panamas im Gefolge der sich häufenden Manöver der Amerikaner besorgt. Sie forderte die USA auf, die Souveränität des mittelamerikanischen Landes zu respektieren.

Dem starken Mann Panamas, Armeechef Manuel Antonio Noriega, warf die Opposition vor, eine US-Intervention provozieren zu wollen. Die ADOC zitierte Exdiktator Omar Torrijos, der den Panamakanal-Vertrag 1977 unterschrieben hatte, mit den Worten, wenn die Verträge nicht mit Bedacht eingehalten werden, dann werden sie zum „Instrument einer permanenten US -Intervention“.

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