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„Mächtige Ideen“

■ Olympische Nachbarschaft in Ost-West-Berlin /Stahmer und Krenz, das Zugpferd, und die schöne Stadt

Bürgermeisterin Ingrid Stahmer bietet der DDR „gleichberechtigte Kooperation“ für die Ausrichtung der Olympischen Spiele im Jahr 2004 in Ost- und West-Berlin an. (Na fein, dann können wir BerlinerInnen völlig auswandern, um Platz für die Touristenhorden zu schaffen. s-in) Sie spricht von „Friedensspielen in Ost-West-Berlin“, die zu einem „Zugpferd“ werden könnten.

Stahmer: „Auch andere deutsche Städte sind für Olympia 2004 im Gespräch. Stuttgart und Hamburg zum Beispiel aber auch das Ruhrgebiet und Frankfurt. Ebenfalls Leipzig ist genannt worden. Wir setzen gegen diese Städtekonkurrenz die Kraft von Olympischen Friedensspielen. Wir hoffen, daß diese Idee mächtiger ist als die Konkurrenz aus dem europäischen und überseeischen Ausland. Das Politbüromitglied der DDR, der Kronprinz Honeckers, Egon Krenz, hat kürzlich zur Eröffnung der Spartakiade gesagt, es sei der Traum eines jeden Sportlers, auf heimatlichem Boden Olympische Spiele zu erleben. Dem stimmen wir voll zu. Aber dieser Traum läßt sich in der weltweiten knallharten Konkurrenz nur verwirklichen, wenn man mehr zu bieten hat als eine schöne Stadt mit großartigen Sportanlagen. Unsere Idee Olympischer Friedensspiele gleichzeitig in Ost-West-Berlin könnte ein solches Zugpferd sein. Wir bieten gleichberechtigte Kooperation an, wo jede Seite in der Zusammenarbeit ihre Möglichkeiten optimieren kann.“

Weiter erklärte die Bürgermeisterin: „Jede Idee wird mächtig, wenn ihre Zeit gekommen ist. Welche bessere Zeit könnte man für Olympische Spiele in beiden Teilen der Stadt finden als die der fortschreitenden Entspannung zwischen den Blöcken, die mit stärkerer Abrüstung und den Reformen in einigen sozialistischen Ländern eingeleitet ist. Wir hoffen, daß Berlin 1996, wenn das Internationale Olympische Komitee entscheidet, keine Stadt der Konfrontation mehr ist, sondern daß dann gute Nachbarschaft herrschen wird.“

dpa

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