: De Klerk setzt auf Peitschenhiebe
■ Südafrikas Polizei vertreibt schwarze Aktivisten von nur für Weiße zugelassenen Stränden / Führender Kopf der Kampagne zivilen Ungehorsams verhaftet / Dutzende Festnahmen und Veranstaltungsverbote
Kapstadt (ap/afp/dpa) - Südafrikanische Polizisten sind am Samstag mit Peitschen, Hunden und Helikoptern brutal gegen insgesamt rund 2.000 Schwarze vorgegangen, die auf zwei nur für Weiße zugelassenen Stränden bei Kapstadt gegen die Rassentrennung protestierten. Die Polizei hatte neben die Schilder „Whites only“ noch Schriften mit: „Achtung: Kein Zutritt, Trainingsplatz für Polizeihunde“ aufgestellt. Die Regierung der Nationalen Partei unter dem neuen Regierungschef de Klerk will damit offenbar einer Kritik von rechts, die Regierung verhalte sich zu „lax“, im Wahlkampf entgegentreten. Unter den Demonstranten am Strand war auch das Oberhaupt der anglikanischen Kirche in Südafrika, Erzbischof Desmond Tutu: „Wir haben demonstriert, daß diese Strände Gott gehören.“ Augenzeugenberichten zufolge wurden vier Demonstranten verletzt und 35 Menschen festgenommen. Zu der Aktion hatten die Organisatoren der Kampagne des zivilen Ungehorsams aufgerufen, die Anfang August mit einer Krankenhausaktion begann und noch bis zu der Parlamentswahl am 6. September weitergeführt werden soll, von der die schwarze Bevölkerung ausgeschlossen ist.
Schon am Freitag hatte die Polizei den amtierenden Generalsekretär der Vereinigten Demokratischen Front (UDF), Valli Moosa, festgenommen. Er gehörte zu den wenigen führenden Apartheid-Gegnern, die bisher keinerlei polizeilichen Beschränkungen unterlagen. Doch auch er wurde nun Opfer der Notstandsgesetze, die jede Verhaftung ermöglichen, wenn die Polizei die „öffentliche Sicherheit bedroht“ sieht. Elf Personen wurden dann am Samstag festgenommen, als sie, zusammen mit ca. 140 anderen, gegen diese Verhaftung demonstrierten. Die Polizei gab zugleich zu verstehen, daß sie für gestern geplante Massenveranstaltungen gegen die Rassentrennung „verhindern“ werde. Von drei Veranstaltungen, die die schwarze Opposition unter bewußter Mißachtung der in Südafrika geltenden Notstandsgesetze für Sonntag angekündigt hatte, war eine bis Redaktionsschluß definitiv verboten worden. Das Treffen sollte unter Beteiligung des anglikanischen Erzbischofs und Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu und der UDF -Präsidentin Albertina Sisulu in einer Universität in Kapstadt stattfinden. Die beiden anderen Veranstaltungen sollten in der Hafenstadt Durban und in der Universität Witwatersrand in Johannesburg abgehalten werden; die Anti -Apartheidbewegung rechnete auch mit deren Verbot. Pretoria hatte am Freitag ein neues Gesetz veröffentlicht, das die Überwachung aller Organisationen und Personen zuläßt, die ausländische Spendengelder erhalten. Damit solle verhindert werden, daß das Geld zu „Subversion, Terrorismus und Aktivitäten (dient), die mit einer friedlichen politischen und wirtschaftlichen Entwicklung unvereinbar sind“. Dabei gehe es insbesondere um Spenden, die „unter dem Mantel humanitärer Hilfe“ geschickt würden. Kommentar Seite 8
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