: WELTKRIEGS- ENTFESSELUNG
■ VORKRIEGSZEIT
Seit gestern dreitagt im Reichstag eine Internationale Konferenz zum 50.Jahrestag des 1.September 1939, initiiert vom Deutschen Bundestag und veranstaltet von der Historischen Kommission zu Berlin und vom Münchener Institut für Zeitgeschichte.
Noch bis Mittwoch debattieren 94 Teilnehmer aus insgesamt 16 europäischen Staaten einschließlich der DDR, Osteuropas und der Sowjetunion sowie aus den USA, Japan und Israel, darunter immerhin 8 (in Worten: acht) Frauen (incl. Schirmfrau Süßmuth) über „Die Entfesselung des Zweiten Weltkrieges und das internationale System“.
Die Themenstellung umfaßt bewußt nicht das ganze Spektrum des Zweiten Weltkriegs, sondern ist konzentriert auf die Frage, wie es zu diesem Krieg in der Wechselwirkung zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland, das in entfesseln wollte, und dem internationalen Mächtesystem in den Jahren seit dem Machtantritt Hitlers 1933 und vor allem in den Krisenjahren 1938/39 gekommen ist.
Das Programm wurde von einem Ausschuß aus acht Historikern zusammengestellt. Zu dem Historikerausschuß gehören Martin Broszat/München, Klaus Zernack/Berlin, Karl Dietrich Bracher/Bonn, Hermann Graml/München, Klaus Hildebrand/Bonn, Horst Möller/Erlangen, Jürgen Schmädeke/Berlin und Hans -Peter Schwarz/Bonn.
Anhand von vier verschiedenen Themenkomplexen wollen die Zeithistoriker ein Resume des aktuellen Forschungsstandes über den Ausbruch des Krieges ziehen: der Komplex „Das nationalsozialistische Deutschland und die Entfesselung des Zweiten Weltkriegs“ (Referenten: Klaus Hildebrand/Bonn, Eberhard Jäckel/Stuttgart) fragt nach den internationalen und nationalen Voraussetzungen der Kriegspolitik des nationalsozialistischen Deutschland. Der zweite Teil mit dem Titel „Revisionistische Mächte“ (Referenten: Misaki Miyake/Tokio, Ennio Di Nolfo/Florenz, Jerzy Borejsza/Warschau) gilt den Rollen Japans, Italiens, Polens und schließlich Ungarns, Österreichs und der Tschechoslowakei bei der Veränderung des internationalen Systems. Der Abschnitt „Kriegsgefahr und die großen Demokratien“ (Refernten: Elisabeth du Reau/Le Mains, Anthony Adamthwaite/Salford) behandelt die Reaktionen Frankreichs und Großbritanniens sowie der übrigen Staaten West- und Nordeuropas. „Osteuropa vor der Katastrophe“ (Referenten: Marian Wojciechowski/Warschau, Alexander Cubarjan/Moskau) beschäftigt sich schließlich vor allem mit Polen und der Sowjetunion aber auch mit Finnland und den baltischen Staaten. Nach allen Vorträgen stehen sowohl vorbereitete kurze Interventionen als auch eingehende Diskussionen auf dem Programm. Den Schlußvortrag mit dem Titel „Der historische Ort des Zweiten Weltkrieges“ hält Karl Dietrich Bracher aus Bonn.
Zum Auftakt empfing die Bundestagspräsidentin; zwischendurch ging's zu Bundeskanzlers, und zum Schluß dürfen die Herren auf Senatskosten Essen. So kann sich jeder mit Geschichte schmücken.
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