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Klärgrube entsteht trilateral

■ Jugendliche Workcamper aus Litauen, Spanien und der BRD bauen eine Bioanlage für Prinzhöfte

Mit vereinter Kraft wühlen sich litauische, deutsche und spanische Jugendliche wie Maulwürfe durch das Gelände des „Zentrums für ökologische Fragen und ganzheitliches Lernen“ in Prinzhöfte bei Harpstedt. Noch bis zum 31. August bauen sie dort an einer „Wurzelraumkläranlage“. Die soll die gesamten Abwässer des Zentrums biologisch aufarbeiten.

„Spezielle Wasserpflanzen filtern das Schmutzwasser. Die Klärgrube soll nach ihrer Fertigstellung aus drei Kammern bestehen“, erklärt Lars Gentara, Zivi bei der BUND-Jugend, das System. Im Zusammenspiel von Boden, Mikroorganismen und Wasserpflanzen wird das Abwasser lupenrein geklärt.

„Die Mikroorganismen werden notfalls sogar mit schlimmsten Chemikalien wie Holz

schutzfarbe und Desinfek tionsreiniger fertig“, sagt Lars. Sie können die gefährlichen Stoffe in ihre ungiftigen Bestandteile auflösen („Cracken“). Während das Wasser durch die Grube sickert, sinken die schwereren Stoffe zu Boden und vertorfen. Damit die Grube nicht verstopft, wird der Torfboden von Zeit zu Zeit ausgehoben. Er gilt als hervorragender Dünger.

„Wir arbeiten an vier Tagen in der Woche so sechs bis sieben Stunden.“ Der 17jährige Esteban aus Madrid erzählt begeistert : „Das ist mein erster Urlaub außerhalb Spaniens, ich mußte nur die Reise bezahlen.“ Ein für ihn bemerkenswerter Unterschied zu Madrid: „Nachts ist in Bremen nichts los.“

Die 14 unternehmungslustigen SpanierInnen im Camp versuchen

so oft wie möglich, ein Auto zu organisieren, um sich in Bremens „Szene“ zu „stürzen“, berichtet Esteban vom Nachtleben im Camp. Er spricht ein wenig Englisch, die SpanierInnen dagegen nur ihre Muttersprache, weshalb ihnen vom SCI eine Dolmetscherin mitgeschickt wurde. Die Kommunikation im internationalen Camp läuft deshalb in Englisch, z.T. in deutsch oder mit Händen und Füßen.

„Es ist alles neu und sehr interessant hier, wir möchten uns aber noch einige Sehenswürdigkeiten anschauen,“ erzählt der 26jährige Valdas aus Litauen. Er hat in der Altstadt von Vilnus selbst ein Ausgrabungsprojekt des SCI geleitet, bringt also Workcamp-Erfahrungen mit nach Prinzhöfte. In seiner Heimat gelten für einen Auslandsaufenthalt strenge

Richtlinien: Gute Fremdspra chenkenntnisse, Teilnahme an russischen Workcamps, last not least der obligatorische Nachweis familiärer Bindungen im Heimatland. So war es nicht verwunderlich, daß die vier LitauerInnen verheiratet sind oder doch zumindest verlobt.

Das Leben im Camp dient auch dem trilateralen Erfahrungsaustausch. An einem Abend berichtete Valdas den Mitbewohnern zum Beispiel über die Unabhängigkeitsbestrebungen der baltischen Staaten. Dazu werden in der Prinzhöfter Wohnküche west-östliche Kochorgien veranstaltet. Gäste seien immer gern gesehen, bei Bedarf stehen auch Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung. (Telefonkontakt: Prinzhöfte 04244/644, SCI 0421/ 702939).

urs

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