: Drogen-Boß soll ausgeliefert werden
■ Die Vereinigten Staaten und Kolumbien verstärken ihren Kampf gegen Drogenkartelle / Kolumbianische Richter drohen mit Rücktritt / Drogenmafia hat sich ins Ausland abgesetzt
Bogota (afp/dpa) - Der mutmaßliche Finanzchef des kolumbianischen Drogen-Kartells Medellin, Martinez Romero soll an die USA ausgeliefert werden. Das bestätigte der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher. Romero, der als „dickster Fisch“ unter den Tausenden von Festgenommenen gilt, steht jedoch nicht auf der Liste der zwölf meistgesuchten kolumbianischen Drogenbosse in den USA. Diese Liste hat Washington vorgestern abend den kolumbianischen Behörden zugesandt. „Das ist nur der erste Schritt unserer Bemühungen um Auslieferung“, erklärte der amerikanische Justizminister Dick Thornburgh. An der Spitze des Drogen-Imperiums stünden fünf Männer, die sich nach Ansicht von Experten vor dem Beginn der landesweiten Massenfestnahmen ins Ausland abgesetzt hätten.
Im Zusammenhang mit der Ermordung des kolumbianischen Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galan hat die Polizei in Bogota fünf Verdächtige festgenommen. Zu dem Mordanschlag hatte sich das Medellin-Kartell bekannt. Die Zeitung 'El Siglo‘ berichtete am Dienstag im Zusammenhang mit dem Mord an Galan von einer Spur, die auf Araber deute. Schon früher hatten Zeitungen unter Berufung auf Polizeiuntersuchungen gemeldet, es gebe Hinweise, wonach britische, israelische und südafrikanische Söldner für das Rauschgiftkartell Mordkommandos ausbilde. Augenzeugen zählten insgesamt sieben Täter und berichteten, daß der Mann, der Galan erschoß, mit seinem Komplizen in einer fremden Sprache gesprochen habe. Am Tatort ließen die Mörder die ägyptische Zeitung 'Al Achram‘ zurück.
Unterdessen haben 4.600 kolumbianische Richter mit ihrem Rücktritt gedroht, wenn nicht Maßnahmen zur Verstärkung ihrer Sicherheit getroffen würden. Wie ein Sprecher in Bogota gestern bestätigte, hat die Regierung Barco die Weltbank um einen Kredit in unbekannter Höhe gebeten, um das Sicherheitsprogramm für die Justiz finanzieren zu können. Rund 120 Richter und Justizangestellte sind in Kolumbien seit 1982 den Mordkommandos der Drogenmafia zum Opfer gefallen.
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