"22. April 1915..."

22.April 1915 gegen 18 Uhr an der flandrischen Westfront nahe der Stadt Ypern: Eine merkwürdige Wolke nähert sich den französischen Stellungen. Die Soldaten werden Opfer grausamer Erstickung durch Giftgas, das in einer seiner Formen bis auf den heutigen Tag „Yperit“ genannt wird. Der Einsatz von Giftgas ist seit der Haager Konvention von 1899 international untersagt; erneut geächtet wurde es durch das Genfer Abkommen von 1925 und durch Erklärungen der UN aus den Jahren 1988/89. Dennoch wurde Kampfgas immer wieder benutzt: von General Franco etwa, der damit den Aufstand der Kabylen in Marokko (1925) niederzuschlagen suchte. Oder von Japan, zwischen 1937 und 1942 in China. Wenig früher hatte der deutsche Nobelpreisträger für Chemie Professor Haber, ein deutsch-nationaler Jude, dem Reichstag die Vorteile der Anwendung von Blausäure (Cyanidgas) erläutert: „Die Einatmung belästigt in keiner Weise. Man kann gar nicht angenehmer sterben.“ Wie hätte er ahnen können, daß wenig später die Nazis mit Hilfe eben von Zyklon-B Millionen Juden in den KZs umbringen lassen würden? - Schließlich entwickelten die IGFarben mit den Nervengasen Tabun und Sarin die bislang schrecklichste Variante dieser Waffen, Prototypen jener Kampfstoffe, die in Kurdistan und in Angola eingesetzt werden. Die IG-Farben-Patente und die Nachkriegsforschungen der Firma Boehringer (Ingelheim) gerieten dann zur Grundlage des „Agent Orange“, das in Vietnam „flächendeckend“ Menschen tötete und Landschaft vernichtete. Seine Grundlagenerforscher und späteren Patentverkäufer, die Chemiker Schrader und Hörlein, besetzten auch in der BRD Aufsichtsposten in der einschlägigen Industrie (Bayer).