piwik no script img

Nervous Breakdown

„Wenig Kommerz durch Vollprogramm“ / Interview mit Radio 100-Geschäftsführer Thomas Thimme  ■ I N T E R V I E W

taz: Als Ihr im Mai dieses Jahres erfahren habt, daß Aussicht auf mehr Sendezeit besteht, ward Ihr ja sehr euphorisch. Gilt das immer noch?

Thomas Timme: Natürlich haben wir jede Menge technische Probleme gehabt. Deswegen sind wir auch kurz vorm Sendestart alle runter mit den Nerven. Aber der Termin, am 1.9. um 12Uhr zu starten, wird eingehalten, und wir arbeiten halt Tag und Nacht, um das hinzukriegen.

Wie habt Ihr die finanziellen Probleme gelöst?

Die Gesellschafter haben eingezahlt, und wir haben Fremdmittel aufgenommen, so daß der Finanzplan, den wir vor zwei Monaten verabschiedet hatten, eingehalten worden ist. Es ist lediglich einiges teurer geworden als erwartet, aber das ist innerhalb der bestehenden Liquiditätsgrenzen geblieben.

Wie groß ist Euer Etat jetzt?

Der Etat beträgt 130.000 Mark im Monat, eventuell etwas mehr. Unsere Kapazitäten reichen, wenn wir also überhaupt keine Werbeeinnahmen haben, bis zum nächsten Frühjahr ungefähr. Aber wir fangen ja nicht bei Null an. Es gibt bestehende Werbeeinnahmen. Außerdem haben wir schon einen Buchungsüberblick von unseren Kunden, die sich jetzt auch auf die Frühstunden konzentrieren. Dann kommt das Weihnachtsgeschäft, was uns bisher auch immer viel Geld gebracht hat. Außerdem haben wir sehr gute Vertreter, die in den Werbehauptstädten der Bundesrepublik für uns akquirieren.

Besteht bei der Ausdehnung des Musik- und Werbeanteils im Sender nicht die Gefahr, ins Fahrwasser des Kommerz zu geraten?

Ganz im Gegenteil. Zum Beispiel bei „Welt am Draht“ hatten wir bisher drei Werbeblöcke drin. Das reduziert sich jetzt auf stündlich einen Block. Das heißt, daß wir jetzt mehr verteilen können. Zum zweiten haben wir immer sehr stark mit dem Berliner Einzelhandel zusammengearbeitet. Und das grundsätzlich, weil wir eben schon mal von Agenturen aus politischen Gründen gewürgt worden sind.

Wieviele Leute werden denn das Radio gestalten?

So genau kann man das noch nicht übersehen. Die Stellenbesetzungen sind noch nicht ganz abgeschlossen. Ich gehe mal davon aus, daß wir so um die 15 im harten Kern sein werden, 15, die fast täglich da sind und dann einen großen Stab von Freien.

Ihr wollt ja ein Einheitslohn von 1.400 Mark einführen. Der ist auch für das nächste halbe Jahr gesichert?

Ja, das ist eingeplant und auch im Haushaltsplan drin.

Wie stellt sich Radio100 denn die IdealhörerIn vor?

Kein Betonkopf der traditionellen Natur, der seine Autofenster putzt. Sondern weltoffene und diskussionsbereite Leute. Und davon gibt's ja in der Stadt eine ganze Menge.

Interview Christine Berger

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen