piwik no script img

Disco-Türsteher erschossen

■ Unbekannte feuerten aus nächster Nähe auf zwei Türsteher des „Tolstefanz“ / Ein Angestellter verblutete noch am Tatort / Die Täter konnten entkommen

Zwei bisher unbekannte junge Männer haben am Sonntag früh um vier Uhr vor der Discothek „Tolstefanz“ an der Brandenburgischen Straße/Ecke Kudamm einen Türsteher erschossen und einen weiteren verletzt. Der 27jährige Andreas B. starb noch am Tatort nach rund einer Dreiviertelstunde an inneren Blutungen. Von Notärzten verabreichte Herzmassagen nützten ihm nichts mehr. Sein Kollege, der 29jährige Peter Z., kam mit einem glatten Durchschuß des rechten Oberschenkels noch glimpflich davon. Bei ihm bestand keine Lebensgefahr. Die Täter konnten unerkannt entkommen.

Nach den Aussagen des überlebenden Türstehers und den Berichten zahlreicher weiterer Zeugen kam es vor der noch recht vollen Touristen-Disco auf dem Gehsteig zunächst zu einem Gerangel mit den bewaffneten Besuchern. Weil der eine stark angetrunken war, wurde den Angaben zufolge beiden der Zutritt verweigert. Daraufhin habe der andere, der noch relativ nüchtern gewesen sei, plötzlich aus seinem Hosenbund eine Schußwaffe gezogen. Der Schütze habe aus weniger als einem Meter Entfernung die verhängnisvollen zwei Schüsse abgefeuert, so der Leiter der 6.Mordkommission Zehnpfenning. Die Täter flohen die Xantener Straße entlang zum Olivaer Platz. Dann liefen sie offenbar auf das Grundstück eines Gebrauchtwagenhändlers an der Lietzenburger Straße. Dort, wo es über einen Zaun und andere Grundstücke weiter zur Pariser Straße geht, verliert sich jede Spur. Bis auf die Waffe, die der Schütze beim Überklettern des Zaunes verloren haben muß.

Hinweise auf einen geplanten Überfall gibt es nicht. Der zuständige Leiter der Mordkommission schloß außerdem aus, daß Auseinandersetzungen im Zuhälter- oder Rauschgiftmilieu eine Rolle gespielt haben könnten.

Unmittelbare Augenzeugen der Bluttat waren zunächst nur vereinzelte Passanten und die letzten Gäste eines der Disco benachbarten kleinen Cafes, die auf Stühlen im Freien saßen. Schon bald hatten sich jedoch so viele sensationsgeile Nachtbummler am Ort des Geschehens versammelt, daß die Polizei Absperrleinen ziehen mußte. Beschämend aber war: Fast wären vorher herandrängende Neugierige über die Notärzte gestürzt, als diese sich auf dem Trottoir um die Verletzten kümmerten.

thok

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen