AL-Ortstermin bei der Kripo

■ Wie Polizeihierarchen eine ehemalige autonome Sanitäterin von ihren Nöten überzeugen wollten

„Diese Kröte muß geschluckt werden“, dachten sich beide Seiten, bevor es zum ersten direkten Gespräch kam: Auf Wunsch des Polizei-Vizepräsidenten erschien gestern die ehemalige autonome Sanitäterin und jetzige AL-Abgeordnete, Lena Schraut, zum Tete-a-tete mit der Polizeiführung im Präsidium. Mitgebracht hatte sie den stadtbekannten Polizeikritiker Otto D. Polizei-Vizepräsident Lippock, Landeskriminaldirektor Leuphold, der Leiter der Direktion Verbrechensbekämpfung, Ganschow, und der Direktor der Polizeitechnischen Untersuchungsanstalt (PTU), Spyra, machten den beiden ihre Aufwartung. Thema der hochkarätigen Runde: der Neubau der Kripo-Zentrale am Tempelhofer Damm. Erklärtes Ziel der Polizeigewaltigen: Der ehemaligen autonomen Sani-Frau sollte ihre Skepsis gegenüber dem Bau der neuen Kripo-Zentrale ausgeredet werden. Sie hatte unlängst vorgeschlagen, auf das geplante Mammutprojekt in dieser Größe zu verzichten und statt dessen einen Teil der veranschlagten 330 Millionen für den Bau von Wohnungen zu verwenden.

Dem „polizeilichen Einsatzgrundsatz“ von Vizechef Lippock: „Nicht kleckern, sondern klotzen“ wollte Frau Schraut überhaupt nicht zustimmen. Nachdem die Polizeiführer den AL -Vertretern das Dilemma ihrer räumlichen Situation noch einmal eindringlich geschildert hatten, folgte praktischer Anschauungsunterricht in der Gothaer Straße, wo auch die PTU untergebracht ist. Hier kam Abteilungschef Spyra zum Zuge und wies auf die Beengtheit der Räumlichkeiten hin. Verbrechensbekämpfung gerate so ins Hintertreffen. „Sehr interessant“, fand die AL-Abgeordnete, „aber doch nicht ganz überzeugend.“ Damit dürfte das Tauziehen um das seit 25 Jahren geplante und auf 330 Millionen Mark veranschlagte Dienstgebäude für die zentrale Verbrechensbekämpfung weitergehen.

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