: 1. September, Krieg
Wer sich bis jetzt noch nicht entscheiden konnte, unter wessen Anleitung sich das deutsche Angriffsdatum am angemessensten erinnern ließe, der sei, in allerletzter Minute gewissermaßen, auf eine kleine Veranstaltung heute abend im Martin-Gropius-Bau hingewiesen. „Daß ich doch nie mehr schwiege“ heißt der musikalisch-literarische Abend „im Gedenken an den Überfall auf Polen vor 50 Jahren“. Den Veranstaltern geht es nicht um ein Fühl-Krieg-Happening. Sie werden, in angenehmer multimedialer Zurückhaltung und angenehmer Konzentriertheit Musik und Texte von polnischen und deutschen KünstlerInnen vortragen lassen. Auch sie erliegen allerdings der Wortpanik beim 1. September-Thema und sprechen auf ihrem Werbezettel von „einem anspruchsvollen Programm“ - als wäre es zu dieser ernsten Gelegenheit das mindeste, daß man sich anstrengt.
Immerhin ist die Idee zu dieser Veranstaltung eine private. Als die Projektler dann um Kulturgelder baten - sie brauchten 8.000,-DM -, versprach ihnen Martiny auch „mehrere tausend Mark“. Davon wollten die untergeordneten Chargen dann später allerdings nichts mehr wissen. Jetzt haben die Verantalter die Evangelische Akademie Berlin und die Berlinische Galerie als Ausrichter gefunden; und die laden heute um 19.30 Uhr zu einem Abend mit moderner Klaviermusik und literarischen sowie dokumentarischen Texten, vorgetragen von Jochen Köhler, Janusz Kohut, Ryszard Krynicki, Jürgen Fuchs und Gisela Saur-Kontarsky.
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