: Ellweiler Grundwasser radioaktiv?
■ Grüne erstatten Anzeige gegen rheinland-pfälzischen Umweltminister / Radioaktivität durch Ministerverordnung im Grundwasser / Gutachten warnte schon 1988 vor Sickern ins Grundwasser
Berlin (taz) - Auch nach der faktischen Stillegung der Urananlage rheinland-pfälzischen Ellweiler im Mai 1989 ist die Gefahr einer radioaktiven Verseuchung der Umgebung keineswegs gebannt. Um die radioaktive Belastung der Luft zu verringern, hatte der rheinland-pfälzische Umweltminister Alfred Beth damals angeordnet, die Abraumhalden kontinuierlich mit Wasser zu „beregnen“. Als Folge der Maßnahme droht nun die Verseuchung des Grundwassers.
Wegen „Anordnung einer möglicherweise absichtlichen Grundwasserverseuchung durch radioaktive und chemische Stoffe“ haben die Grünen im Kreis Birkenfeld, wo die Ellweiler Uranklitsche liegt, jetzt Strafanzeige gegen den Umweltminister bei der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach erstattet. Beth hatte im Mai das weitere Abkippen von strahlenden Rückständen auf die Abraumhalde der Anlage untersagt, weil in der Umgebung des Firmengeländes zu hohe Konzentrationen des radioaktiven und krebserregenden Gases Radon aufgetreten waren.
Den Betreibern wurde außerdem von Amts wegen auferlegt, die Halde zu „beregnen“, um den Austritt von Radongas unter die Grenzwerte zu drücken. Ergebnis: Die strahlenden Stoffe werden nun zwar in geringerer Konzentration in die Luft abgegeben, dafür aber ins Grundwasser ausgespült.
Die Strafanzeige der Birkenfelder Grünen wird durch ein Gutachten des Hydrogeologischen Büros in Kerzenheim erhärtet, das schon 1988 von der Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach im Rahmen der Ermittlungen gegen die Urananlage Ellweiler in Auftrag gegeben worden war. „Im Bereich der Halde besteht keine Abdichtung zum Grundwasser hin“, heißt es in dem Gutachten. Und: Das Sickerwasser weise beträchtliche Mengen des Radium-Isotops 226 auf und gelange ungehindert in das oberflächennahe Grundwasser.
Trotz dieser eindeutigen Ergebnisse, die dem Umweltministerium bereits 1988 zugeleitet wurden, ordnete Beth später Berieselung der Halden an und verschärfte so das Problem.
Jürgen Essig, der Sprecher des Grünen-Kreisverbands Birkenfeld, ist insbesondere darüber verärgert, daß sich die Berieselungsanordnung nicht nur als gefährlich, sondern auch als wenig sinnvoll erwiesen habe: Die von der Abraumhalde ausgehende radioaktive Direktstrahlung habe sich, so Jürgen Essig, seither nicht verringert.
Hannes Koch
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