■ 1Neu Delhi (afp/taz) - Über Erfolg oder Mißerfolg eines

Generalstreiks, der Radjiv Gandhi wegen Korruptionsvorwürfen zum Rücktritt zwingen sollte, stritten zum Auftakt der heißen Phase des indischen Wahlkampfs gestern Opposition und Regierungspartei. Die Beteiligung an dem für Mittwoch ausgerufenen Ausstand, zu dem das gesamte Oppositionsspektrum (unser Foto zeigt den Labor-Chef Datta Samant) aufgerufen hatte, galt als Gradmesser für Gandhis Erfolgschancen. Voraussichtlich Anfang Dezember wird sich der Premier das erste Mal seit seinem Amtsantritt im Jahre 1984 der indischen Wählerschaft stellen. Während Oppositionsführer Vishwanath Pratap Singh den Generalstreik als „nie dagewesenen Erfolg“ feierte, zeigte das staatliche Fernsehen Bilder aus dem ganzen Land, die dokumentieren sollten, daß die Alltagsgeschäfte normal funktionierten. Nichtsdestotrotz begegnete die regierende Kongress-Partei dem Aufruf mit einer gegen Gewerkschafter und Aktivisten gerichteten Verhaftungswelle. An etwa zehn verschiedenen Orten kam es nach Augenzeugenberichten zwischen Streikenden und Anhängern der Kongress-Partei zu Schlägereien. Die Nachrichtenagentur 'pti‘ meldete, zwei Mitglieder der kommunistischen Partei seien erstochen und vier Personen bei der Explosion eines Sprengsatzes getötet worden, insgesamt war von elf Todesopfern die Rede. In den sechs von der Opposition regierten Bundesstaaten lähmte der Streik das öffentliche Leben. Die Regierung in Neu Delhi hatte alle Polizeikräfte mobilisiert und para-militärische Einheiten eingesetzt.Foto: ap