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Spielerklischeemusterbuch

■ „Zugzwang“ - das Regiedebut des Schauspielers Mathieu Carriere

Was könnte ich diesem Film nicht alles verzeihen, immerhin mochte ich in jungen Jahren Mathieu Carriere als Schauspieler und wegen des schön französischen Namens. Ich könnte ihm verzeihen, daß die Darsteller wie aus dem Teppichmusterbuch eines Badezimmervertreters gepellt sind, Neureichenchic wie bei Tatorts: Er (Michael Marwitz) im weichwallenden Flanell, Depressionsfalte um die zugege

benerweise schwer zu rasierenden Mundwinkel und die Haartolle immer kreativ ungekämmt; Sie (Victoria Tennant), kühl und deshalb streng blond friseurt, Disziplin sei ihre Eigenschaft, Erfolg ihr Lohn und seine Geisel. Jaja, so antriebsschwach ist er, abgehalfterter Konzertpianist und weil sie ihm nicht die Tage ausfüllt, irgendwer muß schließlich den beträchtlichen Reichtum heranschaffen, schüttet er diesen

in der Folge in fremde unersättliche Rachen.

So muß sie wohl aussehen, die Suchtkarriere, in der Spielsuchtversion, und damit es auch wirklich jede/r glaubt, sei daher die Disziplin-und Maßlosigkeit das Leitmotiv der Auftritte von Lucas: manisches Zigaretteleersaugen, ungeduldige Materialvernichtung bei der lustlosen Television, geiles Mal-eben-im-Konzertshaus-Türrahmen -Hernehmen der geheimnisumwitterten mexikanischen Gegenspielergattin. Und dazwischen eben das Spiel, Blitzschach, Backgammon, und immer sind die anderen besser oder gewiefter oder zumindest brutaler und beim nächsten mal mit elektronischen Würfelfallhilfen ausgestattet, daß die Tausender nur so aus Lucas Tasche purzeln. Alles Leidenschaft oder so, wie das eben bei den kreativen Menschen ist, sie können nie aufhören.

Das alles hätte ich dem Film verziehen, wenn es einen Moment gegeben hätte, wo ich nicht die nächste Einstellung schon vorausgewußt, wenn sich Spannung aufgebaut hätte, wenn dieser Film an irgendeinem Punkt aus dem Klischee herausgesprungen wäre.

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Atlantis, 20.30 Uhr

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