2.000 Aussiedler erwartet

■ Sollten sich die Spekulationen um eine Ausreisewelle von DDR-Bürgern bewahrheiten, wird in Berlin mit weiteren 2.000 Aussiedlern gerechnet

Bis zu 2.000 weitere Aussiedler werden in der kommenden Woche in Berlin erwartet. Sollten sich die Spekulationen um eine Ausreisewelle von DDR-Urlaubern über die ungarische Grenze bewahrheiten, rechnet die Sozialverwaltung mit einer Aussiedlerzuteilung in dieser Größenordnung. „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß bereits geräumte Turnhallen wieder neu belegt werden müssen“, erklärte die Sprecherin der Sozialverwaltung Rita Hermanns gegenüber der taz. Die Bezirksämter seien aufgefordert worden, sich in Kürze auf weitere Aussiedler einzustellen. Dabei müßten die Sportstätten auch weiterhin als Notunterkünfte herhalten.

„Eigentlich sollten bis zum Schulanfang am Montag auch die letzten bewohnten Turnhallen geräumt werden“, so Hermanns. Von ehemals 18 belegten Sportstätten dienen noch vier Hallen den Aussiedlern als Notbehausung. Insgesamt 1.057 Personen waren seinerzeit in den Turnhallen untergebracht worden. „Jetzt ist natürlich die Frage, inwieweit die Räumung überhaupt notwendig ist.“ Schließlich gebe es Familien, die gar nicht aus der Turnhalle ausziehen wollten.

„Die haben sich ihren Blumentopf da hingestellt und wollen nicht schon wieder umziehen“, erklärte die Sprecherin. Es sei nicht sinnvoll, diese Menschen umzuquartieren, wenn in der kommenden Woche die Turnhallen sowieso erneut belegt würden.

Insgesamt 6.000 bis 7.000 Unterkünfte seien nötig, um alle Aussiedler unterzubringen, meinte Hermanns. Mehrere Großunterkünfte seien im Bau oder bereits fertiggestellt. In Schöneberg wurde gestern eine Wohnunterkunft in Betrieb genommen. Die für 384 Personen konzipierte Anlage muß aufgrund der angespannten Situation zunächst mit bis zu 500 Aussiedlern belegt werden. Die neuen Bewohner kommen überwiegend aus den bisher genutzten Turnhallen. „Es müssen jetzt alle Notreserven mobilisiert werden“, erklärte die Sprecherin. So werde bereits auch darüber nachgedacht, Zelte aufzustellen.

Als kooperativ bezeichnete Hermanns die Zusammenarbeit mit dem Schulsenat. Es gebe keinerlei Konflikte angesichts der Sporthallen, die voraussichtlich auch während der Schulzeit als Notunterkünfte dienen müssen.

Hans-Jürgen Kuhn, Staatssekretär im Schulsenat, erklärte im Hinblick auf die geplante Räumung der Hallen: „Wir warten erst mal ab, wie das Wochenende bewerkstelligt wird“. Schwierigkeiten gebe es erst, so Kuhn, wenn der Sportunterricht durch die besetzten Hallen langfristig gefährdet sei.

cb