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Namibias Kirche will Versöhnung

■ Erstmals Äußerungen der Kirche zu Menschenrechtsverletzungen der Swapo / Gespräche mit Swapo und Ex-Gefangenen

Berlin (taz) - Der Rat der namibischen Kirchen (CCN) hat sich erstmals in die Diskussionen über Folter bei der Swapo eingemischt. Vertreter der Kirchen führen offenbar schon seit vergangener Woche Verhandlungen zwischen ehemaligen Gefangenen und Vertretern der Swapo, um eine „Versöhnung“ zu erreichen. In einer am Mittwoch veröffentlichten Presseerklärung sagte das CCN-Exekutivkomitee, daß es „Menschenrechtsverletzungen, egal von wem und zu welchem Zweck“ grundsätzlich ablehne. Viele der Opfer im „Teufelskreis des Bürgerkriegs waren unschuldig“, der Preis für die Freiheit sei hoch gewesen. Weiter hieß es: Die Zeit „ist jetzt für uns gekommen, uns zusammenzutun, um Versöhnung und Einheit zustandezubringen.“ Das Engagement der Kirche kommt zu einem Zeitpunkt, wo anhaltende Berichte ehemaliger Swapo-Gefangener über unerträgliche Haftbedingungen in unterirdischen Gefängnissen und Folterungen dem Ansehen der Swapo im eigenen Land schaden. Die Befreiungsbewegung, die 22 Jahre lang einen Guerillakrieg gegen die südafrikanischen Besatzer führte, muß befürchten, nicht genug Stimmen bei den Wahlen im November zu gewinnen. Sie braucht eine 2/3-Mehrheit, um eine ihr genehme Verfassung zu verabschieden. Wichtigste Konkurrentin im Wahlkampf ist die von Südafrika unterstützte Deutsche Turnhallen Allianz (DTA). In den Berichten Anfang Juli im Gefolge des UNO-Plans für Namibia entlassener Gefangener, die 1985 als „südafrikanische Spione“ verhaftet wurden, wird immer wieder Solomon „Jesus“ Hawala genannt. Dessen Verurteilung hatten auch die Grünen jüngst in einem offenen Brief an die Swapo verlangt. Die Swapo spricht von Übergriffen Einzelner und dementiert Berichte, wonach weitere Personen in Lagern in Angola festgehalten werden. Zum Beweis kündigte die Swapo an, man wolle dem Internationalen Roten Kreuz und auch amnesty international den Besuch solcher Lager erlauben.

Andrea Seibel

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