: „Konsolidierung statt Expansion“
■ Bremer Volkshochschule präsentierte erstens das Herbstprogramm und zweitens ihren neuen Chef
Die Bremer Volkshochschule präsentierte gestern ihr neues Herbstprogramm und zugleich den Mann, der künftig auf dem seit 15 Monaten leerstehenden Direktorensessel sitzen soll. Neuer Direktor ist Professor Dr. Erhard Schlutz, seit 1978 ProfeüAllgemee Weiterbildung an der Universität Bremen und somit ein Mann vom Fach.
Ihm steht einiges an Arbeit bevor, wie Egon Ditt, Vertreter des Bildungssenators, anklingen ließ: Es müsse eine Menge aus der führungslosen Zeit der VHS aufgearbeitet werden, vor allem die Anistratn sei ein Sorgenkind. Angesichts der Haushaltssituation Bremens sei eine Serie von Notmaßnahmen erforderlich.
Auch Personal ist knapp an der VHS, wie die Pädagogische Leiterin Ulla Voigt eindrücklich
schilderte: Dem Run der erwarteten 20.000 Anmeldungen zu den rund 1.600 Veranstaltungen stehe man mit zwei Telefonen gegenüber, die zur Zeit heißlaufen. Alle bei der VHS Beschäftigten würden neben ihrer eigentlichen Tätigkeit auch zum „Anmeldungsgeschäft“ zur Verfügung stehen.
Diesen personellen und verwaltungstechnischen Schwierigkeiten steht Schlutz vorerst allein gegenüber, denn die Stelle seines Stellvertreters ist bisher nicht besetzt, die Ausschreibungen laufen. Doch Schlutz traut sich die Überwindung dieser Durststrecke wohl zu. Selbstverständlich müsse die Arbeit für die VHS Priorität vor seiner Arbeit an der Uni Bremen haben, weshalb seine Lehrverpflichtungen um 75% reduziert worden seien. In der Erfüllung seiner Forschungsver
pflichtungen wird er versuchen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, indem er die Forschungsthemen geschickt auf die Praxis in der VHS bezieht.
Schlutz will Wissenschft und Praxis der Weiterbildung zusammenbringen. Er möchte seine Position als eine Art Nahtstelle zwischen dem an der Uni Bremen voll ausgebauten Studiengang für Allgemeine Weiterbildung und der VHS verstanden sehen.
Allgemein hätten sich die Bedingungen für Weiterbildungseinrichtungen in Bremen in den letzten Jahren wegen der Krise der öffentlichen Haushalte zwar verschlechtert, „trotzdem muß versucht werden, gute Weiterbildung zu machen“. Dabei scheue man auch die Konkurrenz anderer Einrichtungen nicht, da die Nachfrage groß genug sei.
Zum Programmangebot erläuterte Schlutz, man wolle versuchen, das Niveau des Angebots beizubehalten, eine weitere Expandierung sei unseriös. Dazu Jan Hocker, Zweigstellenleiter West: „Dieses Programm ist viel besser, als z.B. die Räumlichkeiten und technischen Gegebenheiten es zulassen!“
Wie bisher habe man politisch und sozial engagierte Angebote im Programm, wie Angebote für Analphabeten, Schulabbrecher, zur politischen Bildung, für Ältere, Behinderte, Ausländer, Arbeitslose und Haftinsassen. Um diese zu finanzieren, müsse man jedoch auch „nachfrageorientierte“ Kurse (wie z.B. Sprachkurse, kulturelle-und Gesundheitsbildung) für das durchschnittliche Publikum anbieten. G.T
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