: U N V E R B R E M T „Ohne wären wir Provinz“
■ Über den Ursprung der Bremer Stadthalle (vgl. Seite 18)
Warum hat Bremen eine Stadthalle? Die offizielle Stadthallen -Chronik hat dafür eine eindeutige Antwort: Weil Bremen einen Richard Boljahn hatte. Der war Geschäftsführer der Neuen Heimat und DGB-Chef und Fraktions-Chef der SPD in der Bürgerschaft und wußte, was der Arbeiter will: Eigenheim und „Trallala“.
Die Stadthalle hängt schön gemalt, in Farbe getaucht, in seinem Haus. Für jeden Besucher bestimmt sie den ersten Eindruck: Aufragend mit der einst modernsten Dachkonstruktion der Welt! Was wäre Bremen ohne? Boljahn ist heute noch so stolz wie damals: „Wir wären dämliche Provinz.“ Damals - Ende der 50er Jahre - gab es manchen Ärger gegen seine Wahnsinnsidee: „Wer wußte schon, daß die Bürgerweide auf einer Wanderdüne steht?“ Die Kosten rannten weg, der Bürgermeister Wilhelm Kaisen winkte ab, sagte: „Richard, das wird nichts mit deiner Halle.“
Boljahn ist heute noch sauer: „Verdammt, dat war doch prima. Diese verdammten Meckerbolzen immer! Wir mußten sowas haben. Ick bin Kulturbanause, ick wollte das für uns alle, mit Sport, viel Sport, und buntem Trallala, was jeden freut, besonders alle um Bremen rum. Siehste, nur so können wir auch hier von Oberzentrum schnacken.“
Boljahn sagte dem Bürgermeister: „Willem, du mußt zustimmen oder deinen Hut nehmen.“ Aus der bremischen Geschichte weiß man: „Willem“ nahm nicht seinen Hut. Erster Aufsichtsratsvorsitzender der Stadthallen-GmbH wurde Richard Boljahn. nach den Erinnerungen Boljahn
und der offiziellen Stadthallen-Chroni
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