: Wirtschaftswachstum jetzt bei 4,6 Prozent
■ Schere im Volkseinkommen weiter geöffnet / Ausland und Bau am wichtigsten
Wiesbaden (dpa) - Die bundesdeutsche Wirtschaft hat im 1.Halbjahr 1989 das stärkste Wachstumstempo seit 13 Jahren vorgelegt. Das Bruttosozialprodukt - der umfassendste Ausdruck aller Wirtschaftsleistungen - nahm real um 4,6 Prozent zu. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Dienstag hat es eine derartig hohe Wachstumsrate zuletzt in einer Jahreshälfte von 1976 gegeben.
Dabei zeigt der Trend im Verlauf der 1.Halbjahres 1989 deutlich nach oben. Das Wirtschaftswachstum erreichte im 1.Quartal real, das heißt unter Ausschaltung von Preiserhöhungen, 4,4 Prozent und im 2.Quartal 4,9 Prozent. Ein solches Quartalswachstum wurde seit 1980 nicht mehr erreicht. Für den Wirtschaftsboom haben die Statistiker mehrere Erklärungen. Zum einen hält die rege Auslandsnachfrage sowie die starke Investitionstätigkeit an. Zum Jahresauftakt sorgte die milde Witterung für eine gute Baukonjunktur, die auch im Laufe des zweiten Vierteljahres anhielt. Schließlich gab es noch einen Sondereffekt: Die Bundesbürger empfingen erheblich mehr Vermögenseinkommen aus dem Ausland. Im 2.Quartal schnellten die Kapitalerträge von draußen um 28 Prozent in die Höhe.
Dieser Sondereffekt ist ein Grund dafür, daß sich die Schere in der Verteilung des Volkseinkommens im Halbjahr weiter geöffnet hat. Das Volkseinkommen nahm insgesamt um 6,6 Prozent zu. Die Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit, die mit zwei Dritteln den Löwenanteil des Volkseinkommens ausmachen, stiegen lediglich um 4,5 Prozent. Dagegen wurden aus Unternehmertätigkeit sowie Vermögen 11,0 Prozent vereinnahmt. Im 2.Quartal liegt der Zuwachs mit 4,2 Prozent (Unselbständige) und 12,4 Prozent (Unternehmer und Vermögen) sogar noch weiter auseinander.
Der konjunkturelle Aufwärtstrend hat seine Spuren auch bei der Beschäftigung hinterlassen. Die Zahl der Erwerbstätigen nahm zu, die der Arbeitslosen nahm ab. Im 2.Quartal wurden 339.000 Menschen oder 1,3 Prozent mehr beschäftigt als im gleichen Vorjahresabschnitt. Die offizielle Zahl der Arbeitslosen verminderte sich gleichzeitig um 222.000 Personen oder 9,9 Prozent.
(siehe auch den Hintergrundtext auf dieser Seite)
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