: Schwarze Kunst: Eintrittgeld/Inspringgeld/Laufgeld/Viatikum
Ausbinden
des Satze
Bis in das 17.Jahrhundert hinein war es Sitte, daß ein Geselle auf Wanderschaft, der in einer Drukkerei um Arbeit ansuchte und diese bekam, zuvor das Eintrittsgeld zu hinterlegen hatte. Damit zeigte er sein reines Gewissen. Wollte er weiterwandern, nahm er das Geld wieder in Empfang. Derjenige, der etwas auf dem Kerbholz hatte und darauf gefaßt sein mußte, über Nacht plötzlich das Weite suchen zu müssen, wird nur widerstrebend Eintrittsgeld übergeben haben. Kam ein Geselle dem Prinzipal spanisch vor, nahm der von sich aus gar nicht erst Geld an.
Weiter wurde vom Gesellen ein Inspringgeld erwartet, mit dem er seinen Einstand gab, also eine Runde „springen“ ließ. Dasselbe erwartete man übrigens auch, wenn ein anderer Prinzipal die Druckerei übernahm oder der Faktor wechselte.
Wenn, was selten vorkam, ein dringend benötigter Geselle ausblieb, machte sich der Prinzipal seinerseits auf den Weg in die nächste Stadt mit einer Druckerei und warb dort einen Mitarbeiter ab. Klappte das, mußte er dem neuen Gesellen ein Laufgeld zahlen, einen einmaligen zusätzlichen Betrag zum Wochenlohn. Vielleicht gehen die heute üblichen Abwerbegelder für Fußballspieler auf diesen Brauch zurück.
Fragte ein Gehilfe vergeblich nach Arbeit, konnte er als Reise- und Zehrgeld ein Viatikum erhalten. Damit war in diesem Fall nicht die letzte Wegzehrung für einen Sterbenden gemeint, sondern ein Geschenk, das am gleichen Ort erst nach frühestens 26 Wochen wieder beansprucht werden durfte. Der Geselle mied folglich die Stadt für das näch ste halbe Jahr.
war
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen