: Busengrapscher & Hosenbrummer
Frauen greifen gerne zu den Spirituosen des Otto Plage / ■ hier das Etikett
Busengrabscher
Wer sich bei „Penny„-Super märkten an der Kasse anstellt, kommt an den günstig davor plazierten „Busengrapschern“ kaum noch vorbei. Penny's „Busengrapscher“ sind in niedlichen Likörfläschchen abgefüllt - als „Miniatur“, wie es die Spirituosenbranche fachkundig nennt. Die „Busengrapscher“ im Kleinformat liegen zusammen mit ihren ebenfalls alkoholisierten Saufkumpanen namens „Dosen
Öffner“ und „Schlüpfer-Stür mer“ in Wühlkisten vor den Kassen. Ein Plakat verspricht: „Hier sind die fröhlichen Spaßmacher für flotte Runden. Da kommt Stimmung auf.“ Die Miniatur-Etiketten sind höchst eindeutig zweideutig: Da langt ein „Busengrapscher“ in Büro -Schlips und Kragen bei einer seelig lächelnden Blondine in die Vollen. Da präsentiert sich dem „Schlüpfer-Stürmer“ eine Nackte mit Steilbrüsten, der die Unterhose bereits bis zu den Waden gerutscht ist. Auch im Sortiment: „Hosenbrummer“ und „Wilde Pflaumen“.
„Geschmacklos“ findet das Dr. Gerd Krampe von der zentralen Geschäftsleitung des Unternehmens in Bad Homburg: „Mir ist das außerordentlich unangenehm“. Tests in ausgewählten Filialen hätten jedoch „sehr große Abverkaufsmengen“, einen „überwältigenden Erfolg“ gezeitigt. Seit Juli seien die „Busengrapscher“ deshalb für einen begrenzten Zeitraum in den Läden eine sogenannte „Aktion“. Die Penny-Marktforschung hat auch hier das andere
Etiokett
bereits festgestellt, wer sich bevorzugt von dieser „Aktion“ angesprochen fühlt und nach den 25prozentigen „Busengrapschern“ und „Schlüpferstürmern“ grapscht: Der weibliche Teil der Kundschaft. Ein Besuch bei Penny im grün -alternativen Ostertor bestätigt diese Einschätung: Binnen zwei Wochen wanderten 500 - 600 „Busengrapscher“ in die KäuferInnen-Tüten. Auch die Filialleiterin Jacobs stört sich an dem Produkt „persönlich nicht“. Die Fläschchen seien doch Gags. Die Kassiererin, die die „Busengrapscher“ in
die Hand nehmen muß: „Und wenn es uns stört, ändern können wir doch nichts.“
Aufgrund der überwältigenden Nachfrage nach „Busengrapschern“ ist der Lieferant, der Spirituosenfabrikant Gerhard Otto Plage aus Sarstedt, bereits in Lieferschwierigkeiten gekommen. Der Presse gegenüber wollte er sich zu seinen „Hosenbrummern“ und „Dosen-Öffnern“ allerdings nicht äußern.
Nicht beliebt sind seine Produkte in etlichen Spezialge schäften: Bei „Wein-Bennecke“ am Ostertorsteinweg, schräg gegenüber von Penny, veranlaßten kritische Bemerkungen von „emanzipierten Frauen“ den Inhaber, die „Hosenbrummer“ nicht wieder zu bestellen. Bei „Donner“, dem „achgeschäft in der Innenstadt“ stellte der Inhaber die Geschmacklosigkeiten aus Sarstedt von vornherein nicht in seine Regale. Die Geschäftsführerin trifft jedoch immer wieder auf interessierte Kundinnen, die es sehr bedauern, daß sie keine „Busengrapscher“ führt.
Barbara Debus
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