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Gemischte Gefühle

■ Zwischenbilanz bei den Bremerhavener Kulturwochen „radikal gegen rechtsradikal“

Nach den ersten zwei Wochen der insgesamt vierwöchigen Veranstaltungsreihe gibt es zufriedene Gesichter und gemischte Gefühle. Gundula Ott, verantwortlich für Kulturelles im Rahmen der Angestelltenkammer, hält das Gesamtprogramm nicht nur für

zu umfangreich, sondern bemängelt, daß es an der ursprünglichen Konzeption vorbeigehe. Viele Veranstaltungen seien zu sehr politischer Natur und “ wenden sich an ein Publikum, das sowieso schon Bescheid weiß.“ Stattdessen müßte Raum für „Kommunikation und relativ unkomplizierte Kontakte“ geschaffen werden. Am wichtigsten sei es, in Bremerhavens Stadtteilen mehr zu tun, und zwar das ganze Jahr über.

Albrecht Willer, hauptverantwortlicher Koordinator beim städtischen Kulturamt, teilt die Kritik: „Den Anspruch, die breite Bevölkerung zu erreichen, haben wir noch nicht eingelöst. Wir erleben eine Hinwendung von enttäuschten Leuten zu rechtsextremen und neofaschistischen Politik -Mustern. Unsere Aufgabe ist es, die Menschen davon zu über

zeugen, daß darin keine Lösungen stecken, für kein Problem. Wir können sie aber nicht mit moralischen Vorhaltungen und Besserwisserei zurechtweisen. Wir müssen davon wegkommen, Veranstaltungen zu machen, in denen wir uns selbst bestätigen, wie gut wir sind.“

Jutta Kerper, pädagogische Mitarbeiterin der Landeszentrale für Politische Bildung, ist mit dem Besucherinteresse an der von der Landeszentrale angebotenen Ausstellung zum Widerstand von Frauen im Faschismus zufrieden. Das Rahmenprogramm sei für Bremerhaven ungewöhnlich und werde gut aufgenommen. Eine 81jährige Sozialdemokratin hatte sich bereit erklärt, mit SchülerInnen über ihren antifaschistischen Widerstand zu sprechen. In dem Gespräch machten die SchülerIn

nen deutlich, daß sie über private Kontakte starker Werbung durch jugendliche DVU-Anhänger ausgesetzt seien, ebenso geschehe es den DDR-Aussiedlern.

Jutta Kerper:„Da nützt eine Veranstaltung eben nichts. Es reicht auch nicht, daß ein paar Bildungseinrichtungen eine Front bilden.“ Kritik wurde auch laut an dem Motto der Veranstaltungsreihe, „radikal gegen rechtsradikal“. Grenzt sie nicht diejenigen von vornherein aus, die unter anderem erreicht werden sollten? Hans Happe

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