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Free-Rock und Fake-Jazz aus Bremen

■ Pachinko Fake und III.Art im Lagerhaus

Zur „Record-Release-Party“ hatte das Bremer Label Strangeways ins Lagerhaus geladen, und während vom Band eine einsame Gitarre eintönige Töne klimperte, knallten Sektkorken in unregelmäßigem Rhythmus. Nur langsam füllte sich der Saal, wohl wegen des lauen Spätsommerabends, mit dem sich der September dem prognostizierten harten Winter entgegenstemmt.

Den ersten Set bestritt Pachinko Fake in neuer und erweiterter Besetzung (R.Kirschbaum-g'voc; B.Schlott -as'harm; A.Szigethy-b-keyb; A.Ebert-keyb'voc; M.Bauer-dr).

Musikalisch sind Pachinko Fake ihren Anfängen treu geblieben, wenn auch die Arrangements etwas eingängiger geworden sind. Harte, trockene Schlagzeugrhythmen, durch dumpfe Basstöne verstärkt, bilden den bewußt monoton wirkenden Grund, den Kirschbaum mit manisch-repetitiven Riffs anreichert oder durch trashige, bzw. metal-Soli auf der Gitarre zerreißt. Dazu kommt ein verhalltes Altsax, machmal etwas zu gefällig, und melodiöse Keyboard-Sequenzen von Andrea Ebert. Über allem Kirschbaums Gesang mit den bedeutungsschwangeren Texten.

Grundlage der meisten Stücke sind kurze, einfache Melodien, mit diesem irgendwie „japanischen“ Touch, deren Eingängigkeit durch die Ausbrüche der Gitarre und die treibenden, harten Rhythmen aufgehoben wird. Live

klingt das alles noch etwas kantiger und rauher, und das bekommt der Musik ausgesprochen gut.

Das Publikum war angetan, bestand nach dem nur dreiviertelstündigen Set auf einer Zugabe und bekam sie in Form des augenzwinkernden „Batman„-Themas (von der neuen Maxi mit dem gleichen Titel, Strangeways, Way 5).

Auch die III.Art haben ihre Besetzung erweitert, sie sind inzwischen zum Sextett angewachsen (A.Gätjen-as'ss; R.Benesch-ts'bs; M.Skrypczak-g; A.Szigethy-keyb; H.Hirtreiter-b; T.Leffers-Vorwerk-dr). Ihre Musik bewegt sich zwischen Xero Slingsby und den frühen Lounge Lizards. Zur trashig-schrammelnden Gitarre gesellt sich ein wummernder Bass, der immer wieder anarchische Ausfälle gegen seine Rhythmuslieferantenrolle unternimmt. Das Schlagzeug bewegt sich zwischen rockenden und swingenden Rhythmen, in die das Keyboard wabernde bis sphärische, manchmal splittrig -scharfkantige Klänge wirft, wie Glasscherben auf Parkett. Die beiden Saxophone brechen abwechselnd aus den eingängigen, manchmal geradezu glatten Unisono-Passagen, die das melodische Gerüst der Stücke bilden, in freie, eruptive Soli aus.

Auch die III.Art wurde zu Recht nicht ohne Zugabe entlassen.(Hörenswert auch die neue Platte, noch in alter Besetzung, „Songs of Maldoror“'Strangeways, Subway 2). Arnaud

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