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Heiratsmarkt in Bramsche

■ 4.000 suchen nach dem schnellen Glück fürs Leben

„Herribert“ lockte und 4.000 Ledige von 16 bis 75 Jahren kamen nach Bramsche. „Herribert“ ist ein Heiratscomputer und versprach an diesem Wochenende auch dem letzten Single in Norddeutschland den Weg in die Ehe zu ebnen. Keine Reise war daher zu weit. Warteschlangen und Stromausfall wurden ohne Murren beim dritten Heiratsmarkt in Kauf genommen, denn schneller und kostengünstiger ist eine Traumfrau oder Traummann fürs Leben nirgendwo unter die Haube zu bringen.

Für zwölf Mark mit einem und für 15 Mark mit zwei Fotos wurden fast hundert Paare in schweißtreibender Fließbandarbeit von zwei „Standesbeamten“ getraut. Eheringe und Brautstrauß sowie ein Glas Champagner inklusive. Auch wenn Liebe-und Treuegelöbnis vorsichtshalber auf 24 Stunden begrenzt waren und keinerlei juristische Konsequenzen drohten, weist der „Standesbeamte“ mit Tremolo in der Stimme darauf hin, daß die Eheschließungen im Fünf-Minuten-Takt von vielen Paaren sehr ernst genommen werden. Dazu gehörten auch Silke und Wolfgang aus Münster, die schon zum zweiten Mal in Bramsche einen Probelauf starteten. Die dritte Heiratsurkunde soll aber eine amtliche sein, verspricht Wolfgang und küßt die Braut.

„Das kann einem nur aufbauen“, freut sich Monika aus Osnabrück, die sich mit Begeisterung ins Heiratsgewühl stürzt. Sie hat sich vorher von ihrem im wirklichen Leben Angetrauten für eine Nacht beim „Amtsgericht“ scheiden lassen und begutachtet kritisch die Heiratswilligen, die gerade vom „Brutsöker“ (Brautsucher) mit starken Sprüchen wie Bananen oder Topfpflanzen angepriesen werden. Nur daß weder Egon noch Wolfgang oder Fritz im Dutzend billiger abgegeben werden. Für Gisela ist es „unfaßbar schön“, daß sie den 54jährigen Roland von der Bühne erlösen darf, auf der er sich fast zehn Minuten begutachten ließ.

Marietta Fuhrmann (dpa)

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