: Menschenrechte sind unteilbar-betr.: Erfahrungen eines Flüchtlings, der nicht von Ost nach West, sondern von Süd nach Nord flüchtete
Erfahrungen eines Flüchtlings, der nicht von Ost nach West, sondern von Süd nach Nord flüchtete
Während anläßlich der flüchtenden Systemwechsler von Ost nach West viel über die Menschenrechtsverhältnisse in Ost geklagt wird, finden alltägliche Menschenrechtsverletzungen hier bei uns, vor allem bei Flüchtlingen von Süd nach Nord, kaum einen entsprechenden Platz in den Medien und der Öffentlichkeit.
Als anerkannter iranischer politischer Flüchtling mache ich meine täglichen Erfahrungen mit den gepriesenen Werten über Menschenrechte und Freizügigkeit. Diese vermisse ich im Umgang vieler Menschen, der Behörden und diverser PolitikerInnen mit mir. Dazu gehört, daß mein Sohn, meine (deutsche) Frau und ich, ständigem rassistischem Verhalten ausgesetzt sind. So wurde ich bei einer kleinen Protestaktion in einer Fußgängerzone, die sich gegen unmenschliche Unterbringungsverhältnisse richtete, wie ein Schwerstkrimineller unter fadenscheinigen Gründen verhaftet. Doch ich tat nichts anderes, als das, was im Grundgesetz verbürgt ist. Also gibt es verschiedene Menschenrechtskategorien; solche für Flüchtlinge deutscher und solche für Flüchtlinge nicht-deutscher Nationalität? Ich denke, Menschenrechte sind unteilbar.
Oder wie steht es mit der vielgepriesenen Reisefreiheit und Freizügigkeit? Abgesehen von der Beschränkung der Bewegungsfreiheit und der Verweigerung von Arbeit möchte ich ein jüngstes Beispiel schildern.
Mein Bruder und ich wollten unsere Eltern aus dem Iran für einen einmonatigen Aufenthalt zu uns einladen. Mit dieser Einladung gingen meine Eltern in die BRD-Botschaft in Teheran. Nach mehr als einem Monat wurde unseren Eltern ohne Begründung - ein Touristenvisum verweigert.
Soviel zu einigen eigenen Erfahrungen in Sachen Menschenrechte, Freizügigkeit und Reisefreiheit, die ich durch viele Beispiele verlängern könnte, wie auch nicht nur ich davon betroffen bin.
P.K.
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