: Coop-Gläubiger berieten emsig
■ 140 Gäubigerbanken gaben ihre Stimme ab / Der Aktienhandel blieb ausgesetzt / Bei einer Ablehnung wird Konkursantrag fällig / Das Ergebnis wird heute morgen verkündet
Frankfurt (ap) - Die rund 140 Gläubigerbanken des Einzelhandelskonzerns coop haben am Montag ihr Votum zu einem Sanierungsplan abgegeben, der das Unternehmen mit einem 80prozentigen Schuldenerlaß vor dem Konkurs bewahren soll. Wie am Montag verlautete, begannen die vier Auslandsbanken, die Ende vergangenen Jahres 72 % des Kapitals übernommen haben, nach Ablauf einer Erklärungsfrist um 16 Uhr mit der Auszählung der einzelnen Stimmen. Das Ergebnis wurde auf einer für Dienstag vormittag einberufenen coop-Pressekonferenz erwartet.
Im Unterschied zu Ende Februar, als die Gläubigerbanken in einer ähnlichen Situation der Überschuldung einen 42prozentigen Forderungsverzicht vereinbarten, berieten die Banken diesmal nicht auf einer gemeinsamen Konferenz, sondern getrennt. Wenn sie dem Plan nicht zustimmen, droht coop mit seinen 49.000 Mitarbeitern der Konkurs. Wegen der kritischen Lage blieb der Handel mit coop-Aktien an der Frankfurter Börse am Montag ausgesetzt. Coop-Sprecher Armin Peter äußerte sich auf Anfrage zuversichtlich über die Bereitschaft der Banken zu einer konstruktiven Lösung. Die vier Hauptaktionäre des Konzerns - die Amsterdam-Rotterdam -Bank, der Schweizerische Bankverein, die Security Pacific National Bank und die Svenska Handelsbanken - haben den Kreditgebern einen Verzicht auf 80 Prozent ihrer Forderungen vorgeschlagen, nachdem Wirtschaftsprüfer bei der Erstellung des Jahresabschlusses für 1988 eine Überschuldung festgestellt hatten.
Unbestätigten Berichten zufolge würde ein 80prozentiger Forderungsverzicht bedeuten, daß die Banken insgesamt 2,2 Mrd. Mark abschreiben müßten. Im Februar hatten sie bereits auf 1,2 Mrd. Mark verzichtet. Nach dem Aktiengesetz muß drei Wochen nach Feststellung einer Überschuldung Konkursantrag gestellt werden, wenn innerhalb dieser Frist nicht die Finanzprobleme gelöst werden.
Coop war im Herbst vergangenen Jahres in die Krise geraten, als eine hohe Verschuldung bekannt wurde und der Verdacht illegaler Handlungen des damaligen coop-Managements auftauchte. Gegen die früheren Vorstandsmitglieder und mehrere Aufsichtsräte des Konzerns ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft unter anderem wegen des Verdachts der Bilanzfälschung.
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