: Andres muß heute „die Platte putzen“
■ Der Ex-„Republikaner„-Führer will jedoch nicht aufgeben - und hofft weiter auf Rettung von Schönhuber aus München / Jetzt auch Ermittlungen wegen Geheimdossiers aus staatlichen Beständen / Andres hat einen Verdacht: „Wir werden nicht die CD-REP“
Mit sieben zu drei Stimmen hat gestern die Rathausfraktion der „Republikaner“ beschlossen, ihren erst am Sonntag geschaßten ehemaligen Landesvorsitzenden Andres aus der Fraktion auszuschließen. „Bis heute um 16.30 Uhr muß Herr Andres seinen Schreibtisch geräumt haben“, verkündet Fraktionssprecher Pagel auf der gestrigen Pressekonferenz. Damit ist die einst elfköpfige Fraktion der REPs auf nur noch neun geschrumpft. Spätestens bis Mitte Oktober soll ein Parteitag einberufen werden, „auf dem dann auch der Landesvorstand neu gewählt werden wird. Wenn die Basis es will, dann werde ich auch kandidieren“, erklärte der Jurastudent ganz understatementmäßig. Wenn es nach dem gefeuerten Ex-Landesvorsitzenden Andres geht, wird daraus allerdings nichts werden. „Es laufen Anträge beim Bundesschiedsgericht auf Ausschlußverfahren gegen Pagel, Kenzia, Miosga und Fraktions-Chef Degen“, trumpfte Andres im Anschluß an die Pressekonferenz der Fraktion auf. „Dem Bundespräsidium sind am Sonntag Lügen und Verfälschungen über mich vorgelegt worden“, leitete Andres seine Retourkutsche ein. „Die in Hannover vorgelegten Akten über mich und meine Stellvertreter Straube, Gehring und Weidlich waren geheim und sind unter Verletzung des Datenschutzes auf den Tisch des Bundesvorsitzenden gelangt“, wußte Andres zu berichten. „Wir wissen noch nicht, woher diese geheimen Akten kommen aber wir wissen, wer sie überbracht hat.“ Mitgebracht hatten die brisanten Dossiers aus staatlichen Beständen fünf Andres-Gegner: Die Abgeordneten Degen, Pagel und Mioska sowie Staatsanwalt und REP-Mitglied von Niewitecki und REP-Justitiar Schneider-Haßloch.
„Da lagen ja Dinge über Ermittlungsverfahren auf dem Tisch“, so Andres, „von denen die Betroffenen selber nie etwas gehört hatten.“ So sei dem Andres-Stellvertreter Straube vorgehalten worden, daß er als 15jähriger einmal einen Fahrradreifen geklaut habe. „Dem Parteifreund Klaus Gehring hat das gereicht, und er hat unverzüglich die Polizei gerufen, die sofort die Geheimakten beschlagnahmt hat“, erklärte Andres. Zudem habe er, Andres, aufgrund dieser skandalösen Machenschaften das Bundespräsidium gebeten, sich erneut mit den Vorwürfen gegen ihn zu beschäftigen - mit dem Ziel, seine Ablösung als Landesvorsitzender rückgängig zu machen.
„Ja, wir haben hier einen mündlichen Antrag von Herrn Andres auf Überprüfung der am Sonntag ergangenen Entscheidung. Das werden wir wohl auch tun“, erklärte die Bundesgeschäftsführerin Hirsch in München. Sie bestätigte auch, daß dem Bundespräsidium geheime Dossiers übergeben wurden. „Allerdings wissen wir nicht, wer uns die zugespielt hat. Die kamen anonym.“ Einen Verdacht, wer die Akten beschafft haben könnte, „habe ich schon, will ihn aber noch nicht sagen“, erklärte Andres. „Schließlich wissen wir ja, aus welcher Partei Pagel und seine Getreuen kommen.“ Andres weiter: „Ich werde dafür sorgen, daß die 'Republikaner‘ nicht zur CD-REP werden.“
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