: Vorsicht gebrechlich!
■ Popmusikalische Höhepunkte der zweiten Septemberhälfte
Steve Harley, Isaac Hayes und Carolyne Mas sind Bremens populär-musikalische Big Names in der zweiten Septemberhälfte. Nicht gerade solche der Verkehrsstau auslösenden Art, eher von jener, die der Manager beim Abstauben der hinteren Regale in der zweiten Etage findet: Eigentlich könnte man die noch mal...
So motiviert, kommt man an Bremen natürlich nicht vorbei, und da wir hier eh schon lange nehmen, was wir kriegen können, freuen wir uns pflichtschuldigst, daß wir, ausgerechnet wir, diese Superstars noch einmal zu sehen kriegen, bevor sie endgültig archiviert werden. Spannend wird es natürlich nur für die, die die drei erinnern können.
Good Ol‘ Isaac hat es da noch am leichtesten: Wie viele Soul Brothers wird er durch die Zitierwut jugendlicher Hip Hopper gnadenlos überliefert. 13 Mann sollen am 26.9. zusammen mit ihm auf der Bühne des Modernes stehen - zum dritten Mal übrigens, denn zwei Mal hat der Soulmaster seinen Auftritt schon verschoben.
Steve Harley, 38, bastelt schon lange, angestrengt und erfolglos an seinem Comeback. Was mir ein Rätsel ist, denn die Musik dieses Mannes gehörte nun wirklich zum Feinsten, was die Insel um London herum in den 70er Jahren zu bieten hatte. „Face to Face“ saß ich unlängst wieder mit dieser begnadeten Live-LP von 1977, und mein Gehör will ich verlieren, wenn das Ding nicht auch heute noch genauso fasziniert wie vor 12 Jahren. Und dann diese tolle Band, Cockney Rebel. Warm ums Herz wird einem, wenn man allein die Namen liest. Duncan MacKay, der spätere Soundmacher von 10cc saß da an den Tasten, und Jo Partridge zupfte die Gitarre, ein Name, über den in jenen Jahren manche vergaßen, wer Eric Clapton war.
Nicht verschwiegen sei, daß Harley schon ein Jahr später einer sprachlichen und musikalischen Bombast-Peinlichkeit verfiel, die ihn schnell zur persona non grata werden ließ. Doch vergessen soll es sein: Wenn er uns mit „Hot Youth“ und „America The Brave“ verschont, versprechen wir ihm schon jetzt lauthalse Begeisterung, am 19. im Modernes.
„Sittin‘ in the Dark“? Genau. Die ist es. Der mitreißende, technisch jedoch indiskutable Live-Mitschnitt jener damals als absolut hip geltenden Mischung aus Rock, Soul und Jazz ist allerdings so ziemlich das einzige Vermächtnis, auf das sich Carolyne Mas bei ihrem zweiten Anlauf stützen kann. Alles andere, so heißt es, sei an zahlreichen und langwierigen Auseinandersetzungen mit ihrer Plattenfirma um das angemessene musikalische Konzept gescheitert. Ins Modernes, am 28. kommt sie mit ihrem neuen Album „Action Pact“. ra
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen