Islamische Partei in Großbritannien

Keine ungeteilte Zustimmung unter Moslems / Mangelnde Verwurzelung in der islamischen Gemeinschaft / Kampagne und Drohungen gegen Penguin-Buchläden gehen inzwischen weiter  ■  Von Ralf Sotscheck

London (taz) - Die Gründung der „Islamischen Partei Britanniens“ hat unter den Moslems auf der Insel keine ungeteilte Zustimmung gefunden. Die neue Partei wurde am Dienstag auf einer Pressekonferenz in der Londoner Regents -Park-Moschee vorgestellt. Molaner Abdur Rahim, der Direktor des islamischen Zentrums in Birmingham, glaubt nicht, daß es im Interesse der Moslems liege, eine separate Partei zu haben. Er sagte: „Sie sollten lieber in die politischen Parteien eintreten, die über Programme verfügen, mit denen die Probleme der islamischen Bevölkerung in Großbritannien gelöst werden können. Nur wenige Moslems werden für sie stimmen.“

Zaki Badawi, der Vorsitzende des Rats der Imams und Moscheen, kritisierte, daß die treibenden Kräfte hinter der Partei europäische Konvertiten ohne Wurzeln in der islamischen Gemeinschaft seien. Die Hälfte der zwölf Gründungsmitglieder der Islamischen Partei sind Europäer, wie der westdeutsche Generalsekretär Sohib Mustaquim Bleher und der englische Parteivorsitzende David Musa Pidcock. Ziel der Partei ist es, bis zum Jahresende 10.000 Mitglieder zu werben. In fünf Jahren sollen es dann 250.000 sein.

Die Islamische Partei will schon an den nächsten Kommunal und Parlamentswahlen teilnehmen. Wirtschaftspolitische Fragen nehmen den Hauptteil des Parteiprogramms ein. Die Islamische Partei will zinsfreie Hypotheken und eine Änderung der Kapitalgewinnsteuer durchsetzen. Zur Einstellung seiner Partei gegenüber dem Schriftsteller Salman Rushdie sagte Pidcock: „Er ist ein hochbezahlter Agent des okkulten Establishments. Man kann sicher sein, Rushdie wäre in Großbritannien anders behandelt worden, wäre er ein deutscher Kriegsverbrecher oder ein jüdischer Atomexperte, der über Israels Atomwaffen geschrieben hätte.“

Unterdessen geht die Kampagne unbekannter moslemischer Gruppen gegen Buchläden des Penguin-Verlags offenbar weiter. Der Verlag hatte Rushdies Satanische Verse veröffentlicht. In der vorletzten Nacht wurden vier Bomben vor Penguin-Läden in York, Guildford, Nottingham und Peterborough gefunden. Jedoch nur die Bombe in York explodierte und richtete geringen Sachschaden an.