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SS-Karten beweisen Deutschtum

Pforzheim (dpa) - Als Beweismittel für die „Deutschstämmigkeit“ von polnischen Einwanderern dienen gegenwärtig auch Unterlagen einer SS-Stelle des „Dritten Reiches“. Wie der Historiker Götz Aly am Mittwoch auf einem internationalen Historikerkongreß in Pforzheim erklärte, würden Karteikarten des „Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums“, die im Berliner Document-Center und im Bundesarchiv Koblenz archiviert sind, als Entscheidungsgrundlage zur Feststellung der deutschen Herkunft polnischer Aussiedler benutzt. Der „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler hatte das Amt des „Reichskommissars“ 1939 gegründet. Das Amt sollte darüber entscheiden, welche Polen unter deutscher Besatzung „eingedeutscht“ werden konnten. Dazu wurden „Gutachten“ erstellt, die von den sogenannten Eignungsprüfern auf Karteikarten festgehalten wurden.

Laut Aly muß das Document-Center gegenwärtig monatlich 4.000 Anfragen bearbeiten, die sich auf diese Karteikarten beziehen. Der Mitarbeiter des Münchener Instituts für Zeitgeschichte, Norbert Frei, bestätigte die Darstellung Alys. Er habe es selbst schon im Berliner Document-Center erlebt, daß wissenschaftliche Anfragen nicht bearbeitet werden konnten, weil die Mitarbeiter durch die zahllosen „Deutschstämmigkeits„-Anfragen überlastet seien.

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