: Rechtmäßiges Unrecht
Interview mit der Mieterin Renate Kirchgässner aus der Gitschiner Straße87 / „Frustig für uns“ ■ I N T E R V I E W
taz: Wie fühlt ihr euch jetzt, wo ihr wißt, daß die Verfahren gegen die Polizei und die Staatsanwaltschaft eingestellt worden sind?
Kirchgässner: Das ist frustig für uns. Wir haben ziemlich rumgewirbelt in der Hoffung, daß die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden, und jetzt passiert gar nichts.
Und wart ihr überrascht?
Heute nicht, denn wir hatten uns das schon gedacht. Das war ja die zweite Instanz. Nach der ersten Instanz war die Enttäuschung größer, weil einige die Hoffnung hatten, jetzt, wo die AL im Senat ist, passiert was gegen solche Machenschaften, aber die können ja wohl auch nicht so, wie sie wollten. Ein paar von den Leuten im Haus haben aber gleich gesagt, na klar, wird das Verfahren eingestellt, wir wissen doch, in welchem Staat wir leben. Was mich am meisten ärgert, ist, daß zwar in der Begründung stand, die Räumung sei Unrecht gewesen, aber die Beamten hätten trotzdem rechtmäßig gehandelt.
Ihr geht auch gegen die Data Domizil vor, meint ihr, da bekommt ihr noch Recht?
Da habe ich auch Zweifel. Ich fürchte, daß die Schadensersatzforderungen gegen die Data im Sande verlaufen könnten. Die, die das Geld und die Ämter haben, kommen immer gut weg. Aber ich werde das nie vergessen: Da kommt die Polizei, räumt dich aus deiner Wohnung raus, und du stehst völlig hilflos daneben. Diese Dreistigkeit, wie die aufgetreten sind, die Polizei genauso wie die Data, werde ich mein Leben lang nicht vergessen.
Was passiert nun weiter?
Bausenator Nagel hat damals abgelehnt, das Haus zu kaufen. Wir haben jetzt einen neuen Eigentümer und konnten durchsetzen, daß er eine Architektin unseres Vertrauens nimmt. Die Modernisierung soll dann so langsam anfangen. Und die Hausgemeinschaft besteht auch noch.
Würdest du das genauso wieder machen und Anzeige erstatten?
Ja, auf alle Fälle, ich würde immer versuchen mich zu wehren. Zumindest hat das Auswirkungen auf die Data gehabt: Die mußten nun vorsichtiger werden.
Interview: Eva Schweitzer
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