piwik no script img

Money, Money

■ Bremer Springreitturnier „German Classics“ eröffnet

Die Stadthalle gleicht einem Ponyhof. Pferdeboxen und Säge späne, Sicherheitszonen um die 50 Millionen Mark teuren Vierbeiner, die für drei Tage hier untergebracht sind. Zum Pferdedung mischt sich das Aroma von Champagner und Nordseekrabben. Denn nobel soll es zugehen beim großen Pferdesport-Ereignis. Für das Publikum, das Eintrittspreise bis zu 100 Mark pro Tag verschmerzen kann, halten Sponsorinnen und Veranstalter Entsprechendes parat: Alle VIP -Logen (pro Stück 16.000 Mark) sollen ausverkauft sein.

Mit dem Eröffnungsspringen und der Abschiedszeremonie für den 18jährigen Wallach Deister begannen gestern abend die „German Classics“. Mit einem 2-Millionen-Mark Etat heben die beiden Professionals Paul Schockemöhle und Ion Tiriac zu einem Ausflug in neue Pferdesport-Sphären ab. Dem Pferdeunter- nehmer Schockemöhle ist es nach eigenem Bekunden „nicht so wichtig“, ob am Ende schwarze Zahlen geschrieben werden.

Für die finanzielle Bilanz aber hat Kompagnon Tiriac vorgesorgt: Allein eine halbe Million Mark steuert Titelsponsor „Eurocard“ bei. In dessen Aufsichtsrat sitzen mit der Deutschen Bank und Daimler-Benz gute Geschäftspartner von Tiriac. Eine weitere viertel Million kassiert Tiriacs Firma ISS aus den Fernsehhonoraren. Schockemöhles Eingeständnis, „auch wenn die Zuschauerresonanz nicht so groß ist, werden Tiriac und ich nicht arm“, läßt ahnen, daß der Etat auch ohne die Eintrittsgelder abgedeckt ist. ZuschauerInnen sind wichtig als Fernsehkulisse und sollten überdies auch noch den richtigen Stallgeruch mitbringen. Auf daß Kreditkarten und Edelpullover auch die richtige Klientel vorfinden. an

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen