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Selbstmord im Heim

■ München: Asylbewerber aus Polen stürzte sich aus dem Fenster

München (taz) - Die Stimmung in der Sammelunterkunft für Asylbewerber im Münchner Stadtteil Sendling ist gedrückt: Am Mittwoch vormittag stürzte sich der polnische Tischler Miroslav B. aus dem dritten Stock. Der 32jährige überlebte den Sturz aus elf Meter Höhe nicht. Er war sofort tot. Der Familienvater war vor wenigen Monaten nach Deutschland gekommen. Seine Aufenthaltserlaubnis - er hatte nur eine „Duldung“ bekommen - wäre am 20. Oktober abgelaufen. Es wird angenommen, daß die Schwierigkeiten bei der Verlängerung seiner Aufenthaltserlaubnis seinen Selbstmord auslösten.

Rund 150 Aussiedler warten in dem Heim auf ihre Anerkennung als „Deutschstämmige“ und auf Sozialwohnungen, die in München sehr rar sind. In den 25 qm großen Zimmern leben Familien mit durchschnittlich zwei Kindern auf engstem Raum. 20 Betreuer sollen sich um sie kümmern, darunter junge Studenten der Sozialpädagogik. „Diese Menschen sind psychisch schwer gefährdet und für die gibt's gar nichts“, kritisiert die grüne Stadträtin Sabine Csampai-Boettge. Aus diesem Grund hat die grüne Stadtratsfraktion Anfang August die Einrichtung sowohl einer zentralen Beratungsstelle als auch eines ambulanten Dienstes beantragt. „Der sozialpsychiatrische Dienst reicht hier nicht aus“, betont sie. Bei dem Beratungsteam sollen auch Leute von „amnesty international“ mitarbeiten. „Die Situation dieser Menschen ist ja besonders schwierig“, gibt auch der Sprecher des CSU -besetzten Münchner Sozialreferats, Herbert Ditz, zu. Über die Erfolgsaussichten des Antrags der Grünen wollte sich der Sprecher nicht äußern.

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