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Singende Schwule nicht erwünscht

■ Die Kölner Bank für Sozialwirtschaft läßt Aids-Plakate-Ausstellung in ihren Räumen platzen / Zur Eröffnung sollte ein schwuler Männerchor singen /

Berlin (taz) - Die Schwulen, bekannt für Geselligkeit und hohe Musikalität, dürfen wieder mal nicht ran. Dabei hatte alles so hoffnungsvoll begonnen. Der Landesverband der nordrhein-westfälischen Aids-Hilfen wollte in Zusammenarbeit mit der Kölner Bank für Sozialwirtschaft (BfS) in deren Räumen die aus Kanada kommende Ausstellung internationaler Aids-Plakate „Visual Aids“ präsentieren. Zur Ausstellungseröffnung Anfang Oktober hatte die für die Feierlichkeiten verantwortliche Kölner Aids-Hilfe den weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten schwulen Männerchor „Triviatas“ geladen. Doch da hatte die kooperative Geduld des BfS-Geschäftsführers Klerx ihr Ende: Singende Schwule wolle er nicht in seinen Räumen hören, er ließ die Ausstellung platzen.

Als Begründung für die überraschende Entscheidung gab sich der Bankchef ganz schwulenfreundlich, man wolle die „Homosexuellen“ nicht diskriminieren und sie nicht erneut öffentlich mit Aids in Verbindung bringen. Außerdem sei sein Geldinstitut als Bank der deutschen Wohlfahrtsverbände zu strikter Neutralität verpflichtet, und die würde durch den Auftritt der Gleichgeschlechtlichen verletzt.

„Ich bin entsetzt darüber, daß eine solche Diskriminierung schwuler Männer in der Bundesrepublik heute noch möglich ist“, konterte gestern die Geschäftsführerin des Landesverbandes der NRW-Aids-Hilfen, Christiane Friedrich. Insbesondere bei der BfS, bei der die meisten Aids-Hilfen ihre Konten haben, sei ein solches Verhalten völlig unverständlich. Sie löste prompt das Konto ihrer Geschäftsstelle bei der Bank auf und riet auch allen anderen Aids-Hilfen dazu. Ebenso mochte Frau Friedrich auf ein Kompromißangebot des Provinz-Bankiers nicht mehr eingehen. Der hatte vorgeschlagen, der Aids-Hilfe zur Ausstellungseröffnung einen Raum im sechsten Stock seines Hauses zu vermieten. Doch inzwischen war eine Alternative schon organisiert, die Technikerkrankenkasse stellte ihre Räume zur Verfügung.

Der Vorstand des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, dessen Vertreter im Aufsichtsrat der Bank sitzen, über den Diskriminierungsfall informiert, mußte passen: Die Bank sei nicht in der Lage, ihre Meinung zu ändern.

Elmar Kraushaar

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