: Nur die „bisherige Planwirtschaft“ ist Unsinn
■ DKP-Bezirksvorsitzender ist im Prinzip für Planwirtschaft - Betr.: „DKP-Chef: 'Planwirtschaft ist Unsinn'“ (taz-Bremen vom 21.9.89)
Lieber Dirk, einen „Schluck Gorbatschow“ auch für Dich. Will sagen: bitte authentischer in Grundfragen berichten. Die Überschrift Deines Artikels „DKP-Chef: 'Planwirtschaft ist Unsinn'“ über unsere Veranstaltung am 19.9. zum Thema „Was ist los in der DKP“ stellt meine Schlußfolgerung, die ich aus der kritischen Auseinandersetzung mit der bisherigen Planwirtschaft gezogen habe, schlicht auf den Kopf.
Wörtlich habe ich gesagt: „Die bisherige Planwirtschaft gleicht einer Befehlswirtschaft. Sie konterkariert das, was Plan leisten kann - und soll. Sie sollte den Markt abschaffen und hat die Ware-Geld-Beziehung negiert. Das ist Unsinn, denn den Markt kann man nicht per Dekret abschaffen, der existiert ebenso wie die Ware-Geld-Beziehung auch in einer sozialistischen Gesellschaft. Darüberhinaus enthält der Markt ein demokratisches Element, garantiert er doch den Einfluß der Menschen als Konsumenten auf die Produktion. Zentral ist die Frage, wie kann sich der Widerspruch von Individuum und Gesellschaft so entfalten, daß sich der Mensch individuell reich entwickelt, ohne sich von der Gesellschaft abgrenzen zu müssen; das betrifft ein rationelles Verhalten von Mensch und Natur oder den partnerschaftlichen Ausgleich von armen und reichen Regionen und Ländern. Die Spontanität des Marktes bewältigt das nicht. Gerade auch die globalen Probleme drängen nach sozialistischen Lösungen, das heißt danach, demokratisch über die Verwendung des erarbeiteten Mehrprodukts zu entscheiden, Reichtum zu Gunsten der Armen umzuverteilen und gleichzeitig die Natur weitest möglich zu schonen. Auch die traditionellen sozialistischen Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit und dem Recht auf Arbeit sind ohne Planung nicht zu verwirklichen.“
Hieraus ist doch wohl unschwer zu entnehmen, daß ich aus der kritischen Auseinandersetzung mit bisheriger Planwirtschaft keineswegs grundsätzlich Planwirtschaft ablehne. Oder?
Mit freundlichem Gruß, Dieter Gautier (DKP -Bezirksvorsitzender
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen