: Spar-Favorit als Intendant gewählt
Berlin (taz) - Vier Männer standen zur Wahl, aber diskutiert wurde über den neuen Intendanten nicht mehr: daß es Hermann Fünfgeld aus dem eigenen Haus werden würde, stand schon vorher fest. Warum, fragten sich die maulfaulen Schwaben, sollten sie überflüssigerweise den anderen Kandidaten die Möglichkeit geben, sich umständlich vorzustellen. Aus dem SDR ist zu hören, daß trotzdem es so „wahrscheinlich die beste Lösung“ sei. „Er führt die Geschäfte ordentlich und muß den Sender zusammenhalten. Als Verwaltungsdirektor hat der sich bewährt.“ Mit Fünfgeld steht bei einem weiteren Sender der ARD kein Journalist an der Spitze, sondern ein Mann aus der Administration. Beim Saarländischen Rundfunk fing er 1961 als Jurist an und arbeitete sich zum Verwaltungsdirektor hoch. 1974 wechselte der gebürtige Mannheimer zum Süddeutschen Rundfunk und avancierte 1984 zum stellvertretenden Intendanten. Die Belegschaft weiß, woran sie mit dem 58jährigen ist, er kennt sich im Haus aus, der Wechsel wird nichts Sensationelles bewegen.
Daß es zu keiner Überraschung kam, dafür sorgte schon die Zusammensetzung des SDR-Rundfunkrates, in dem alle gesellschaftlichen Gruppierungen vertreten sein sollen. So werden die im Ländle versammelten Arbeitnehmer insgesamt von einer einzigen Frau des DGB Vertreten. Dagegen entsenden die Vertriebenenorganisationen drei Mitglieder, und die Kirchen sitzen mit sechs von insgesamt 33 Mitgliedern fest im Sattel des Rundfunkrates.
Dem neuen Intendanten fehlt zwar die journalistische Erfahrung, aber um einen Schuldenberg von 67 Millionen zu verwalten, muß er auch eher rechnen als schreiben können. Wie seine Mitbewerber Hein Glässgen vom NDR, Werner Schwaderlapp vom ZDF und Ernst Elitz, der Fernseh-Chef des Senders, lehnt Fünfgeld die umstrittene Fusion mit dem SWF ab. Über eine verstärkte Kooperation könne man aber mit ihm reden.
Sein Vorgänger Hanslist Bausch (67), der aus gesundheitlichen Gründen zum 1. Januar 1990 vorzeitig ausscheidet, hatte den SDR in den 31 Jahren seiner Amtszeit zu einer von Staat und Parteien unabhängigen Institution entwickelt. Und das, obwohl er Mitglied der CDU war. Dieses Markenzeichen der Unabängigkeit steht jetzt aufgrund des ständigen Drucks zur Rationalisierung und Kooperation zwischen Baden-Baden, Stuttgart und Mainz auf dem Prüfstand. Fünfgeld versichte, Stuttgart als Standort der Anstalt sichern zu wollen - bei einer Fusion mit dem SWF käme die Generalintendaz nach Baden-Baden. Und trotz der Finanzmisere will er keine marktwirtschaftlichen Gesetzte auf die öffentlich-rechtliche Anstalt anwenden.
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