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„Colonia Dignidad“ vor UN-Ausschuß?

Bonn (afp) - Die Bundesregierung will die Vorgänge um die deutsche Siedlung „Colonia Dignidad“ vor den Menschenrechtsausschuß der Vereinten Nationen bringen. Wie das Auswärtige Amt in Bonn am Montag mitteilte, soll der Fall auf Antrag der bundesdeutschen Delegation in der im Januar 1990 beginnenden 46. Sitzungsperiode der UN -Kommission in Genf zur Sprache kommen. Die deutschstämmigen Bewohner der 300 Kilometer südlich der chilenischen Hauptstadt Santiago gelegenen Kolonie, Mitglieder einer protestantischen Sekte, leben nach Augenzeugenberichten unter einem Regime von Zwangsarbeit, körperlichen Mißhandlungen und Freiheitsberaubung, für das Sektenführer Paul Schäfer verantwortlich sein soll. In einem Schreiben an den Vorsitzenden der UN-Menschenrechtskommission betonte Genscher am vergangenen Freitag erneut die „Bestürzung“ der Bundesregierung darüber, daß der Oberste Gerichtshof Chiles Anfang des Monats die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen die Sektenführung abgelehnt hatte. Die den chilenischen Behörden vorliegenden Beweise hätten für eine Anklage ausgereicht, schrieb Genscher. Viele dieser Beweismittel seien nicht benutzt worden und wichtige Zeugen ungehört geblieben. Dies nähre den Verdacht, daß die chilenische Führung die Vorgänge in der Kolonie decke.

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