: DDR - moralisch ausverkauft
■ Lesung mit der DDR-exilierten Regisseurin Freya Klier
Zwischen Deutschland und Deutschland werden sperrige Erfahrungen gemacht. Die aus dem Gefängnis in den Westen gekommene Regisseurin Freya Klier las am Dienstag abend aus „Abreiß-Kalender. Versuch eines Tagesbuches“.
Was ist für einen DDR-Bürger die SPD? „Das ist die Partei, die ihre Probleme verniedlicht und von der sie sich nicht ernstgenommen fühlen als Person“, sagt die Freya Klier. Und sie erzählte von den Schikanen, der direkten Zensur ihrer Theater-Arbeit durch die Nationale Volksarmee, von dem Berufsverbot ihres Mannes Stefan Krawczyk, des 1981 noch ausgezeichneten Liedermachers, von der zermürbenden Beschattung durch die Staatssicherheit, von den Konflikten mit der zaghaft Kompromisse suchenden Kirche.
Warum hat sich jahrelang kaum ein BRD-Linker für die Menschenrechte in der DDR interessiert? Ein West-Linker redet vom gemeinsamen Kampf gegen Unternehmer und Bürokratie. „Sie vergleichen Diebstahl mit Mord“, ruft ein ehemaliger DDR-Bürger dazwischen. Er hat im Zuchthaus Bautzen erlebt, was der Grundlagenvertrag bedeutete: Wenn einer nach dem Westen geht, verdient die DDR nicht nur nach Qualifikation, sondern pauschal 70.000 Mark pro Kopf. Die SPD hat das Geschäft mit dem Exodus der kulturellen Intelligenz für die SED lukrativer gemacht und bemäntelt. Umfragen unter den Ausreisern ergaben: 61% CDU, 19% SPD, 11% Grüne.
Was kann aus der DDR werden? Sozialismus? „Die Idee ist lange beschmutzt worden“, meint Freya Klier resigniert, zu lange: „Das schwedische Modell wäre das beste, was der DDR passieren könnte“. Von der DKP war vorsichtshalber niemand gekommen.
K.W.
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