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BEWAG-Service

■ Weil sein Bruder die Stromrechnung nicht bezahlte, wurde Recep Uyanik der Strom abgeklemmt

Ein Unglück kommt selten allein: Am Dienstag wurde dem früheren Betriebsratsvorsitzenden Recep Uyanik ( siehe nebenstehender Bericht) von der BEWAG in seiner Kreuzberger Wohnung der Strom abgestellt. Uyanik bezahlt seine Stromrechnungen stets pünktlich. Auf seine Beschwerde hin erfuhr er, daß sein in Neukölln wohnender Bruder Mehmet eine Stromrechnung von 235 Mark offen hat: Bevor er, Recep, diese Rechnung nicht begleiche, bekomme er keinen Saft. Er solle am besten gleich 300 Mark - inclusive der Kosten für das An und Abklemmen - mitbringen. Sein Hinweis, daß er mit der Wohnung seines Bruders nichts zu tun habe, nutzte nichts. Ebensowenig, daß er den Strom dringend braucht, um seinen beiden Kindern im Alter von einem und drei Jahren Brei zu kochen. Als er am Mittwoch trotz diverser Telefonate immer noch keinen Strom hatte, erwirkte Recep beim Amtsgericht eine einstweilige Verfügung gegen die BEWAG. Doch auch diese half zunächst nichts: Wenn er kein Geld für Strom habe, solle er seine Kinder ins Heim bringen, lautete die kaltschnäuzige Antwort der BEWAG-Dienststelle in der Wilmersdorfer Straße. Um 17 Uhr wurde Recep endlich wieder der Saft angestellt.

Eine Nachfrage der taz förderte gestern zu Tage, daß Recep Opfer „menschlichen Versagens“ geworden war. Man habe ihn fälschlicherweise für den Vertragspartner der Neuköllner Wohnung gehalten, obwohl dies nach Aktenlage Mehmet sei, sagte BEWAG-Sprecher Lemm. Der Sprecher führte das „Mißverständnis“ darauf zurück, daß Recep für seinen Bruder mehrmals mit der BEWAG telefoniert hatte. Er könne sich aber „nicht vorstellen, daß Recep so kaltschnäuzig abgefertigt worden sei“, sagte Lemm, versprach aber dies „nachzuprüfen“. Daß sich hier ein Beamter seiner Ausländerfeindlichkeit Luft machte, schloß der BEWAG Sprecher jedoch aus: „Wir behandeln alle Kunden gleich.“ Eines kann man Lemm immerhin glauben: daß es zwischen dem Abschalten des Strom und dem Prozeß gegen Uyaniks DIW-Arbeitgeber „keinerlei Verbindung gibt“.

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