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AL-Büro besetzt

■ ExbesetzerInnen der Ohlauer Straße richteten Infobüro bei der AL ein / AL-Sprecher: „Unverschämt“

Besetzt wurde gestern das Büro der Kreuzberger AL in der Eisenbahnstraße, und zwar von den geräumten BesetzerInnen der Ohlauer Straße29. Die waren am Mittwoch aus dem SPD-Büro in der Skalitzer Straße geräumt worden, das sie für einen Tag besetzt gehalten hatten. Die BesetzerInnen wollen jetzt Druck auf die AL ausüben. „Lippenbekenntnisse reichen nicht mehr aus“, meinte einer von ihnen. Man wolle auf der heutigen AL-MVV darüber diskutieren und erst mal in dem AL -Laden bleiben, wo man auch ein Infobüro eingerichtet habe.

Die Kreuzberger AL diskutiert noch darüber, wie man reagieren soll. Ihr Fraktionsvorsitzender Reimund Helms meinte, man werde voraussichtlich die Besetzung für ein paar Tage dulden, da in den nächstes Tagen das Büro nicht unbedingt gebraucht würde. „Das ist doch unverschämt, daß die uns besetzen, wo doch die SPD schuld an der Räumung ist“, sagte AL-Sprecher Noe. Die Kreuzberger Sozialstadträtin Junge-Reyer (SPD) hat gestern die Beschlagnahme der seit acht Jahren leerstehenden Wohnungen in der Ohlauer Straße 29 verfügen lassen, allerdings nicht für die BesetzerInnen, sondern für Obdachlose. Nur das sei rechtlich machbar. Eher sei ihr das nicht möglich gewesen: Ein Beschlagnahmeversuch im Mai dieses Jahres sei vom - AL -geführten - Kreuzberger Bauamt verhindert worden mit der Begründung, dort sei Schwamm und keine Heizung. Allerdings hätten sich, kritisiert Kreuzbergs Bürgermeister König, ebenfalls SPD, weder das Bauamt noch die Wohnungsbaukreditanstalt noch der Bausenator rechtzeitig um das Haus gekümmert.

König sprach von „undurchschaubaren Kompetenzen innerhalb der Bauverwaltungen“. „Es kann doch einfach in diesen Apparaten etwas nicht stimmen, wenn erst eine Hausbesetzung mit ihren gewalttätigen Randerscheinungen dazu führt, daß Lösungen verkündet werden, die längst hätten probiert werden können“, meinte König weiter.

esch

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