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Erbärmlich vorgetragen-betr.: dito

betr.: dito

„Betroffenheit“, „Recht- und Hilflosigkeit“, „Ohnmacht“ und sonstige Empfindungen als Folge höchstrichterlicher „Kindsenteignung“ (nach einer Trennung nämlich) addiert Werner Sauerborn zu einer unerquicklichen „neuen Erfahrung“: der „geschlechterspezifischen Diskriminierung“. Es folgt die Suhle im Sumpf „verletzter Geschlechtsehre“. Und schließlich fordert er allen Ernstes die Frauen auf, „sich zu entscheiden“, das heißt, auf ihre angestammten Rechte zu verzichten. Klartext: Wenn sich die Vatis nun schon der Mühe unterzogen haben, waschechte Beziehungen zu ihren ureigenen Kindern aufzubauen, dann sollen die Mütter im Trennungsfall gefälligst die Kinder den Vätern überlassen. Saugeiler Vorschlag das, und völlig unmännlich, ohne jede Logik, so richtig aus'm Bauch raus argumentiert. Schade eigentllich, denn die Idee an sich ist ja nicht falsch - nur Werner Sauerborn trägt sie erbärmlich vor.

Die Entrechtung der Väter setzt nämlich bereits mit der Geburt eines Kindes ein, dann, wenn die Paare - oft noch solidarisch - die starke Phase ihrer Elternbiographie erleben. Wo bleibt also das Unrechtsbewußtsein der Männer bis zur Trennung?

Ich schlage erstens vor, die neuen Vatis lassen sich nicht länger von „Frauen und Müttern unter emanzipatorischen Druck setzen“, sondern wischen in Zukunft aus purer Lust ihren Kindern die Ärsche ab. Zweitens schlage ich dann vor, daß sich dieselben Vatis schon vor einer Trennung organisieren, um gegen die beschissene Rechtslage zu kämpfen. Dann nämlich wäre das Ganze eine politische Forderung nach Gleichstellung und nicht das individualistische Rumgeflenne und Rumgezerfe um den Verbleib von Trennungskindern (die so oder so die tatsächlichen Opfer bei Trennungen sind).

Julia Littmann, Freiburg

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