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Die „Republikaner“ sind kaum noch zu stoppen

Manfred Güllner leitet das Dortmunder Umfrageinstitut Forsa / Eine absolute SPD-Mehrheit bei der Landtagswahl 1990 ist für ihn „weiter drin“ / Kommunalwahlergebnis läßt sich „nicht hochrechnen“  ■ I N T E R V I E W

taz: Herr Güllner, die Ergebnisse der Kommunalwahl liegen mal wieder ziemlich weit ab von den prognostizierten Werten. Sind die Meinungsforscher mit ihrem Latein am Ende?

Manfred Güllner: Das glaube ich nicht. Es ist ja eigentlich nur die SPD überschätzt worden. Die Frage ist, warum die SPD, die stimmungsmäßig im Augenblick gut dasteht, die Zustimmung nicht in Stimmen umsetzen kann. Vielleicht sind die gemessenen 49 Prozent für die SPD ja richtig gewesen.

Wenn 49 Prozent prognostiziert werden, am Ende aber nur 42,9 Prozent herauskommen, dann fragt man sich, was man damit noch anfangen kann.

Die Frage ist doch, warum stimmt es bei den anderen Parteien?

Warum?

Ich rätsele ja auch an diesem Phänomen herum. Offenkundig sagen Leute, sie wollten SPD wählen, tun es aber am Wahltag nicht. Wir können da noch nichts Genaues sagen.

Wird durch dieses Ergebnis das Landtagswahlergebnis quasi schon vorbestimmt?

Nein. Wir hatten ja eine ähnliche Abfolge auch schon bei den Wahlen 1984/85. Wenn 1984, als die SPD 42,5 Prozent bei der Kommunalwahl erzielte, jemand vorausgesagt hätte, die Partei werde ein Jahr später 52,1 Prozent bekommen, hätten sich alle totgelacht. Man kann das eben nicht hochrechnen.

Die absolute SPD-Mehrheit ist weiter drin?

Bei der Landtagswahl mit Sicherheit.

Die REPs haben in den Großstädten sehr gut abgeschnitten. Woher kommen die Stimmen?

Sicherlich von allen Parteien. Wo die Republikaner angetreten sind, schneiden beide große Parteien relativ schlecht ab. Dort, wo die CDU verliert, die Republikaner aber nicht kandidieren, hat die SPD Zuwächse.

Die Reps haben fast ohne Wahlkampf gewonnen. Sie hatten nur Negativschlagzeilen. Bei der Landtagswahl dürften sie kaum zu stoppen sein.

Das ist auch meine Befürchtung. Die ganze Berichterstattung, selbst die Fälschungen von Wahlunterlagen haben den Republikanern überhaupt nicht geschadet. Offenbar gibt es eine Wählerklientel, an die solche Informationen gar nicht mehr rankommen und mit denen man auch nicht mehr rational argumentieren kann.

Wie ist das Stadt-Land-Gefälle zu erklären? Ist die Landbevölkerung resistenter gegenüber Rechtsradikalen?

Anders als in Bayern gibt es offenbar in den nordrhein -westfälischen Städten eine Klientel, die sich deutlicher benachteiligt fühlt als die Menschen auf dem Lande. Das war auch schon bei der Europawahl erkennbar.

Sie haben im Sommer für den Dortmunder Norden eine Feinanalyse vorgelegt. Danach entstammen etwa 40 Prozent der REP-Wähler dem Potential der SPD. Hat sich das jetzt bestätigt?

In diesen Gebietstypen, wo die Republikaner über 10 Prozent bekommen haben, sicherlich. Aber das gilt weder für alle Dortmunder Gebiete noch für Nordrhein-Westfalen insgesamt.

Norbert Blüm vergleicht die Kommunalwahl mit der Europawahl und kommt zu dem Ergebnis, daß die CDU sich im Aufwärtstrend befinde.

Hätten die Republikaner überall kandidiert, dann wäre dieser minimale Zuwachs der CDU doch weitgehend auf das Europawahlergebnis geschrumpft. Hier von großem Zuwachs zu reden ist ja fast schon etwas absurd.

Interview: J. S.

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