: Rot-Grün ist zweiter Verlierer
Bei den Kommunalwahlen in NRW büßte die CDU fast fünf Prozent ein / Aber auch die rot-grünen Bündnisse verloren / „Republikaner“ in Großstädten erfolgreich ■ Aus Bonn Ferdos Forudastan
Deutliche Stimmenverluste für die CDU, leichte Gewinne für SPD, Grüne und Freidemokraten und ein erheblicher Stimmenanteil für die „Republikaner“ - das sind die Ergebnisse der nordrhein-westfälischen Kommunalwahlen. Die SPD kam von 42,5 Prozent im Jahr 1984 auf 42,9, die CDU rutschte von 37,5 Prozent auf 42,2. Die Grünen verbesserten sich um 0,2 Punkte auf 8,3 Prozent, die FDP kam von 4,8 auf 6,5. Die „Republikaner“ errangen landesweit 2,3 Prozent, obwohl sie noch nicht einmal in der Hälfte der 54 Wahlkreise kandidiert hatten.
Eine Niederlage gab es nicht nur für die CDU, die ihre jahrzehntelangen Hochburgen Aachen und Krefeld verlor, sondern auch für die rot-grünen Bündnisse auf kommunaler Ebene. In Düsseldorf, Leverkusen und Bielefeld ging die Ratsmehrheit verloren, in Wuppertal kann trotz Verlusten weiterregiert werden. Für die Landtagswahl im kommenden Jahr will Ministerpräsident Rau ohnehin auf eine eigene absolute Mehrheit setzen und zeigte sich daher gestern in der Öffentlichkeit trotz des bescheidenen SPD-Zuwachses um 0,4 Prozent optimistisch: Man sei stärkste Partei und habe den Abstand zur CDU vergrößern können. Die Ausgangsposition sei eher besser als vor der letzten Landtagswahl 1985.
Die CDU mochte ihre Schlappe auch gestern nicht eingestehen. Norbert Blüm, Landesvorsitzender der nordrhein -westfälischen Union, und Generalsekretär Volker Rühe versuchten, aus der Niederlage einen Sieg zu basteln: Im Vergleich mit der Europawahl habe die CDU fast zwei Prozent zulegen können, das sei eine Trendwende. Das Stimmungsbarometer steige. Man habe gute Chancen, die absolute Mehrheit der SPD bei der Landtagswahl 1990 zu brechen. Die CDU sei erfolgreicher gewesen als noch vor Wochen prognostiziert, und die FDP zeige deutliche Gewinne. Derlei Einschätzungen gab Volker Rühe zum besten. Außerdem beschied er, daß die Union aus der Kommunalwahl auch noch andere Konsquenzen ziehe. Die CDU werde ihre Auseinandersetzung mit den „Republikanern“ und den Grünen fortsetzen. Auch in der zukünftigen Auseinandersetzung über die Deutschlandpolitik werde die Union „die Freiheitsfrage in den Vordergrund stellen.“
Norbert Blüm nahm das Wahlergebnis schon als Beleg dafür, daß die SPD „keine regierungsfähige Mehrheit“ mehr im Lande habe. Auf die Journalistenfrage, ob er sich von der NRW-CDU nicht ausreichend unterstützt gefühlt habe, antwortete er auf seiner Bonner Pressekoferenz: „Alles kann besser werden.“ Tagesthema Seite 3
Kommentar auf Seite 8
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen