: Neu im Kino
■ „Mapantsula“ von Oliver Schmitz
Den schwarzen Menschen in der Republik Südafrika geht es dreckig. Sie leben in Ghettos und sollen für ihre Bruchbuden auch noch Mieterhöhungen hinnehmen. Tagsüber arbeiten sie für die Weißen und den Rest des Tages tanzen und singen sie. Leider haben aber nicht alle eine legale Beschäftigung. So gibt es einige, die stehlen und dabei nicht einmal die Brüder und Schwestern verschonen. Für diese Kleinkriminellen gibt es einen folkloristischen Ausdruck: Mapantsula. Sicher, die Weißen sind nicht gerade das Gelbe vom Ei. Hin und wieder gucken sie etwas böse oder lassen schon mal einen rassistischen Spruch ab. Aber mal ehrlich. Wenn die Schwarzen weniger klauen und demonstrieren würden.... Es gibt in der RSA doch ein funktionierendes Gesetzeswerk.
Jetzt haben Sie aber genug von diesem Schwachsinn? Es ist zum Heulen. Da wird in der internationalen Presse „der erste authentisch-schwarze Anti-Apartheids-Film aus Südafrika“ gepriesen und es ist, als wenn die vereinigte KritikerInnenschaft den Verstand verloren hätte. „Dieser Film verdient eine Auszeichnung als Meilenstein in der Geschichte des schwarzen Kinos“, so der Guardian. Dieser Satz ist ein Meilenstein des degenerierten Journalismus. „To be political today is to avoid the trivial“ , schrieb unlängst der amerikanische Filmkritiker Robin Wood. Wenn wir akzeptieren, daß ein Film aus der RSA über die RSA in jedem Falle ein politischer sein muß, darf er also der Trivialität nicht ausgeliefert werden. Was aber ist von einer Kinoproduktion zu halten, die von einem weißen Regisseur (Oliver Schmitz) das Leben in den Townships wie durch eine Milchglasscheibe betrachtet? Sie ist, wie der Duden „trivial“ definiert, „platt“ und „abgedroschen“. Unter dem Vorwand, einen schwarzen Gangsterfilm drehen zu wollen, erhielten der deutschstämmige Schmitz und sein afrikanischer Co-Autor und Hauptdarsteller Thomas Mogotlane die Erlaubnis der Behörden, Mapantsula in South-West-Town (Soweto) zu drehen.
Keine schlechte Idee, nur scheinen die beiden bei den Dreharbeiten völlig vergessen zu haben, wohin sie sie eigentlich steuern wollten. Dies verraten sie uns in den letzten zehn Minuten des Films: Paktiere nicht mit den Unterdrückern. Nach hundert Minuten moderaten Elends, einigen Sing-Sang-Szenen in der Gefängniszelle und Rückblenden über Diskoleben und Taschendiebstahl bleibt Schmitz und Mogotlane gerade diese knappe Erkenntnis. Keine mordenden Militär-Rollkommandos wie seit dem 85er Ausnahmezustand, kein Niederwalzen „illegaler“ Siedlungen und keine Hungertoten ( 1983: 3 schwarze Kinder pro Stunde in der RSA).
Sie wollen endlich etwas von der Handlung dieses Films erfahren? Schauen Sie sich ihn an, sie werden eine Menge zu reden haben.
Jürgen Francke
Cinema, 21 Uhr
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