: Ölverseuchter Nordstrand
■ 1.500 Kubikmeter Rohöl auf Norderney, Baltrum und Langeoog gelandet / Mit weiteren Ölfeldern ist als Spätfolge einer Tankerhavarie vor England zu rechnen
Am Dienstag morgen gegen halb elf entdeckte der Bademeister des FKK-Strandes auf Norderney üble Dinge, von denen die Insel gottlob, wie Einheimische vermerkten, erst nach Abschluß der Badesaison befallen wurde. Es fand sich Öl, und das in einem alarmierenden Ausmaß. Auf einer Länge von fünf Kilometern und einer Breite von bis zu drei Metern war der gesamte Nordstrand von schwarzen Placken und Klumpen übersäät. Die Hubschrauberstaffel Oldenburg, die daraufhin über der Region Späherdienste versah, mußte ähnliche Ölvorkommen auch von den Nachbarinseln Baltrum und Langeoog melden. Von den Flutwellen, die die ungeliebte Schmutz -Fracht angespült hatten, blieben auch die Küstenorte nicht verschont. In Bensersiel und Neßmersiel wurde gleiches entdeckt.
Etwa 1500 Kubikmeter Ölplacken seien an den Stränden registriert worden, verkündete die Bezirksregierung Weser -Ems in Oldenburg zu dem Vorfall. Als ausgesprochenes Glück im Unglück wertete man dort die Tatsache, daß das Öl in fester, verhärteter Form an Land gespült wurde. So hätte es sich kaum mit dem Sand verbinden können, sei kein flächendeckender Ölteppich entstanden. Auch die Entsorgung der betroffenen Gebiete sei dadurch erheblich erleichtert worden, erklärte Norderneys Bürgermeister Remmer Harms. Mittlerweile wird der schwarze Unrat in Containern aufs Festland zur Endlagerung gebracht.
Eine nachhaltige Auswirkung auf die ökologische Situation der ostfriesischen Inseln halten Experten nicht für wahrscheinlich. Auch wenn, wie nach neuesten Berichten der Beobachtungsflugzeuge absehbar, mit weiteren Anschwemmungen in den nächsten Tagen gerechnet werden muß.
Blieb in den ersten Stunden nach der Entdeckung der Verschmutzungen noch unklar, ob als Verursacher ein Frachter in Frage kommt, der altes Maschinenöl abgelassen hatte, so klärte die Laboranalyse den Sachverhalt auf. Bei den Anschwemmungen handelt es sich um pures Rohöl. Und das gelangt eigentlich nur dann ins Meer, wenn ein öltanker leck schlägt. So führte die Suche der ermittelnden Behörden rasch auf die Spur eines Schiffes, das vor einigen Wochen vor der britischen Humbermündung havariert hatte.
anh
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen